825 Seiten Anklage später sitzt da ein Mann, der nur noch entfernt an KHG erinnert

von Birgit Braunrath

über die Verwandlung des Karl-Heinz Grasser

Jene Version von Karl-Heinz Grasser, die derzeit beim BUWOG-Prozess auftritt, weist Spuren von Leben auf – Spuren, die das Leben hinterlassen hat.

Vor 15 Jahren, als seine Mundwinkel noch nach oben strebten und er sich KHG und Marke nannte, hielt er Hof im Frühstückssalon von Prinz Eugen. Er war der einzige Finanzminister universumweit, der Fanartikel – silberne Anstecker mit seinen Initialen – verschenkte. Das allein hätte stutzig machen müssen.

Ein Finanzminister, der von überbordender Bewunderung erzählt? Der eine persönliche Homepage betreibt, auf der etwa Fotos des smarten Damals-noch-nicht-Ministers im Gitterbett ausgestellt sind? Nicht nur über diese Homepage und deren Finanzierung stolperte er später. Auch über die Gefallsucht.

„Du darfst nie von der Politik abhängig werden“, sprach er damals und merkte nicht, wie sehr er vom Applaus abhängig war. 825 Seiten Anklage später sitzt da ein Mann, der nur noch entfernt an KHG erinnert. „Ich hab das Glück, dass ich mindestens 340 Tage im Jahr sehr, sehr gut drauf bin“, sagte Grasser damals. Nur er weiß, wie das heute ist.

Kommentare