Es gibt Zeiten, da fällt einem nicht die Decke auf den Kopf, sondern gleich das Firmament

von Birgit Braunrath

über einen Selbstversuch, Alkohol durch Wasser zu ersetzen

Es gibt Zeiten, da fällt einem nicht die Decke auf den Kopf, sondern gleich das ganze Firmament. Mannigfaltig sind die Betäubungs- und Bewältigungsstrategien im Krisenfall: Die einen nehmen Medikamente, andere rennen oder radeln sich um den Verstand, wieder andere betäuben sich mit Arbeit oder suchen das, was von ihnen übrig ist, auf dem Jakobsweg. Die gängigste Methode in unseren Breiten ist das Ertränken des Kummers in Alkohol.

Und dann kommt eine Frau und ertränkt ihren Schmerz in Wasser (was definitiv artgerechter ist, da der Mensch zu 60 Prozent aus Wasser und zu null Prozent aus Alkohol besteht).

Die Depressions-kranke Wahl-Berlinerin Jessica J. Lee setzte sich das Ziel, ein Jahr lang jede Woche in einem anderen Natursee zu schwimmen, bei Eis nahm sie den Hammer mit. Dann hat sie ein Buch darüber geschrieben ("Mein Jahr im Wasser").

Ihr Resümee: „Schwimmen hat etwas Heilendes ... als könnte das Wasser der Seen meine Trauer wegsprengen.“ Eine schöne Vorstellung. Und dann taucht man kurz ab, damit einen der Schmerz nicht findet. Übrigens: Ab Dienstag ist wieder Badewetter.

Kommentare