Politik ist zehn Prozent Sach- und 90 Prozent Egoarbeit

von Birgit Braunrath

über die ÖVP-Debatte um einen Spitzenkandidaten für eine Wahl ohne Wahltermin

Hand aufs Herz: Welche Meldung zum heutigen ÖVP-Parteivorstand macht Sie neugierig? – „ ÖVP plant Nachfolgeregelung für Vorratsdatenspeicherung“ oder „Leitl empfiehlt Mitterlehner und Kurz Aussprache“?

Nirgendwo liegen Wunsch und Wirklichkeit so weit auseinander wie in der Politik. Fragt man nach, erfährt man, dass der Wähler vor allem eines will: „konstruktive Sacharbeit“. Sobald ein Politiker auftritt und diese Sacharbeit in besonnener Weise erklärt, schlafen alle ein oder wechseln den Sender. Wenn jedoch die Egos ausreiten, um einander in falscher Bescheidenheit oder unverschämter Falschheit destruktive Freundlichkeiten auszurichten, sind alle hellwach.

Politik ist zehn Prozent Sach- und 90 Prozent Egoarbeit. Die ÖVP hat volle Aufmerksamkeit dank der künstlichen Erregung um ihren Spitzenkandidaten für eine Wahl, für die es noch gar keinen Termin gibt. Strache muss froh sein, dass er Hofer im Nacken hat, und Kern Häupl danken für Schlagzeilen wie: „Flügelkämpfe in Wiener SPÖ werden heftiger.“ Sonst wären FPÖ und SPÖ derzeit abgemeldet.

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