Verdammt und verdummt

Seien wir ehrlich: Nahrung ist im Grunde gefährlicher als Alkohol. Während man die Ethanol-Zufuhr dauerhaft stoppen kann und damit der Gesundheit Gutes tut, führt das Beenden der Nahrungsaufnahme zum Tod.

Wir sind verdammt zu essen. Verdammt – und dabei verdummt, von einem ganzen Industriezweig, der uns Tag für Tag weismacht: Dass wir ohne Nahrungsergänzungsmittel sicher nicht genug bekommen (in einer Welt des Überflusses). Dass wir Verträglichkeitstests brauchen (bei drei Beratern kommen dann zehn verschiedene Unverträglichkeiten ans Licht – und wir spüren jede Einzelne sofort). Dass Kohlenhydrate/tierische Eiweiße/Zucker und Süßstoff/ Fett/Geschmacksverstärker – und nur sie! – Quell allen Unheils sind. Und so wissen immer mehr Menschen immer genauer, was sie NICHT essen. Immer weniger wissen, was sie noch essen sollen. Aber die Zahl der Übergewichtigen steigt.

Zu weniger Aufgeregtheit rät Martina Salomon in ihrem Buch "Iss oder stirb (nicht)!". – Gelassenheit beim Essen? Das wird schwieriger als die härteste Diät.