Um/zu

Es ist typisch für unsere Zeit, dass wir gerne zusammenfassen: „Die Männer“, „die Frauen“, „die Radfahrer“ sind so oder so. Das Klischee blüht. Möglicherweise ist das ein Versuch, in einer unübersichtlicher werdenden Welt die Illusion von Sicherheit zu erzeugen: Wir haben zwar keine Ahnung, wie unser Smartphone funktioniert, aber die Betriebsanleitung für Mann und Frau verstehen wir – er mag Autos, sie mag Schuhe. Punkt.

Forscher sagen uns jetzt, wie „die Jungen“ so sind. Angeblich sind sie eine „Generation Ego“, von Neoliberalismus und Castingshows zu Pragmatikern ohne Moral abgeschliffen. Jetzt werden vielleicht viele Eltern sagen, dass ihre Kinder nicht so sind, weil nämlich sowieso jeder Mensch anders ist. Dennoch ist an dem Befund etwas Wahres dran: Wir leben in einer Kosten/Nutzen-Gesellschaft. Fragen Sie einmal jemanden, warum er z. B. Laufen geht. Sie werden hören: Um abzunehmen/meine Blutfettwerte zu verbessern/fitter für den Job zu werden/länger zu leben. Um/zu. Kaum jemand wird sagen: Weil es mir Freude macht.