"Spezielle Proportionen"

Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Entbehrlich sind sie vor allem, wenn sie „gut gemeint“ sind und via Medien verabreicht werden.

von Birgit Braunrath

über Ratschläge

Ratschläge sind – wie der zweite Teil des Worts anklingen lässt – entbehrlich. Vor allem, wenn sie „gut gemeint“ sind und via Medien verabreicht werden.

Welche Frau will in einem Nachrichtenmagazin lesen, dass die Hose, die sie Mitte Juni in Berlin getragen hat, „schlecht geschnitten“ sei und für ihre „speziellen Proportionen“ maßangefertigt werden müsste? Keine. (Zwischenfrage: Welcher Mann hat je derartige Mode-Ratprügel via Medien bezogen? Keiner.) Angela Merkel darf genau das dieser Tage aus der Zeitung erfahren. Absender der wadlbeißerischen Hosenkritik: Karl Lagerfeld, jener Mann, der sich schon länger erfolglos als Moderatgeber der deutschen Kanzlerin andient. Merkel wird das egal sein. Aber unzählige unberühmte Frauen werden dadurch verunsichert sein und ihre „speziellen Proportionen“ vorm Spiegel verfluchen, ehe sie aus dem Haus gehen. Hoffentlich gibt Merkel Lagerfeld gebührend Antwort, indem sie einen ihrer eigenen Ratschläge beherzigt: „Jeder hat seine Art, zurückzuschlagen. Schweigen kann’s auch mal sein.“ birgit.braunrath@kurier.at

Kommentare