Politik und Seife

Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Politiker inszenieren sich als Marken, die weniger für Botschaften stehen als für ein Lebensgefühl.

von Guido Tartarotti

über Werbestrategien

Für die Kampagne einer Seifenmarke ließen die Werber Frauen zuerst sich selbst beschreiben und baten danach andere Personen, diese Frauen zu beschreiben. Auf Basis dieser Beschreibungen erstellten Zeichner Phantombilder. Das interessante Ergebnis: Das Bild der Selbstbeschreibung fiel immer negativer aus. Daraus resultierte der Slogan: „Du bist schöner, als zu denkst.“

Unweigerlich muss man da an die Politik denken: Bei Politikern würde der Test mit den Phantombildern wohl das umgekehrte Ergebnis bringen: Politiker halten sich selbst offensichtlich für toller, als sie von anderen gesehen werden.

Das müssen sie auch: Politiker treiben Handel mit der eigenen Person. Politiker, sagt der Werbe-Experte Lutz Meyer, inszenieren sich heute als Marken, die weniger für Botschaften stehen als für ein Lebensgefühl. Politiker zu wählen ist laut Meyer ähnlich wie eine Studentenliebe: Allzu peinlich soll er nicht sein, dann passt das schon, auch wenn er weniger schön ist, als er denkt. Schließlich wird es keine Beziehung fürs ganze Leben.

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