Hochachtungsvoll

Erst kam ein Acht-Seiten-Brief mit Formular, Infoschreiben, Fragebogen. Wer liest im Zeitalter der 140-Zeichen-Tweets acht Seiten? Allein die sperrige Signatur war eine Lesehürde: Hochachtungsvoll PENSIONSVERSICHERUNGSANSTALT. Vor einem Jahr kam das Ganze noch einmal. Auf 10 Seiten angewachsen und mit roten Lettern aufgeputzt, um die Dringlichkeit zu illustrieren.

Von 3,6 Mio. Fragebögen, die die PVA zur Erstellung eines elektronischen Pensionskontos versandte, kamen bisher 1,2 Mio. korrekt ausgefüllt zurück. Der Rest der Empfänger stellte sich entweder taub oder scheiterte etwa daran, sämtliche Inskriptionsbestätigungen aus 1974 bis ’78 auszugraben. Einige bildeten auf Facebook kleine Selbsthilfegruppen zur Rekonstruktion der eigenen Vita. Die PVA ist unzufrieden. Und stellt ein Ultimatum: Wer nicht liefert, muss später mit geringeren Pensionen rechnen. Kann es sein, dass manche Fragebogenempfänger ihre Zeit lieber in Arbeit investieren als in die Wiederbeschaffung uralter Zeugnisse, weil sie sowieso nicht mit großen Pensionen rechnen?