Es darf genug sein

Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Die Kirche hat also nach wie vor die Kraft, aufzuregen – zumal in Österreich, wo ein Rücktritt ja ein unerhörter Vorgang ist.

von Guido Tartarotti

über den Papst-Rücktritt

Kaum ging die erste Ankündigung vom Rücktritt des Papstes über die Nachrichtenagenturen, begannen die sozialen Netzwerke zu glühen. Die Kirche hat also nach wie vor die Kraft, aufzuregen – zumal in Österreich, wo ein Rücktritt ja ein unerhörter Vorgang ist. Zurücktreten tun wir nur beim Fußball und in der U-Bahn.

Benedikts Vorgänger Johannes Paul II. blieb beinahe bis zum letzten Atemzug aktives Kirchenoberhaupt und demonstrierte so, dass auch alte, sterbende Menschen einen Wert haben. Der künftige Alt-Papst (wie sagt man das korrekt?) zeigt mit seinem Abgang etwas genauso Wichtiges, hoch zu Respektierendes: Dass es auch einmal genug sein kann. Dass ein Mensch sagen darf: Ich kann nicht mehr.

Benedikt erinnert mit seinem Schritt an den legendären Cölestin V., einen frommen Eremiten, den die Kardinäle 1294 aus seiner Höhle gezerrt und ins Papstamt gezwungen hatten. Entnervt von Kirchenpolitik, Intrigen und Sittenverfall floh er nach wenigen Wochen. Wie viel hat sich geändert seit damals?

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