Eigenverantwortung

Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Es gab 30 Jahre lang keine Warnung vor dem U-Bahn-Spalt, und trotzdem ist keiner hineingefallen

von Guido Tartarotti

über die Eigenverantwortung

Stichwort Überregulierung. Unser Leser Rupert F. ist empört über die an dieser Stelle geäußerte Vermutung, dass wir in einer Gebots- , Verbots- und Hinweisschilder-Gesellschaft leben. Die neu eingeführte Warnung vor dem Spalt zwischen Bahnsteig und U-Bahntüre sei nötig, findet er, ebenso die strikte Regelung des Verkehrs – aus Sicherheitsgründen.

Das ist ein interessanter Punkt. Es gab nämlich 30 Jahre lang keine Warnung vor dem U-Bahn-Spalt, und trotzdem ist keiner hineingefallen. Möglicherweise deshalb, weil einem ja die Vernunft sagt, zu schauen, wo man seine Füße hinsetzt. Man braucht ja auf Feuerzeugen auch keine Warnhinweise „Achtung, nicht die Hand in die Flamme halten, denn das kann wehtun“. Und holländische Städte, die versuchsweise alle Verkehrsschilder abmontierten, registrierten einen Rückgang der Unfallzahlen. Das Zauberwort heißt Eigenverantwortung. Wenn eine Gesellschaft ihre Bürger teilentmündigt, braucht sich niemand zu wundern, wenn die sich irgendwann genau so verhalten.

Kommentare