Eigenverantwortung II

Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Das Leben ist voller 'Spalten', es ist nicht möglich, vor jeder zu warnen.

von Guido Tartarotti

über die Imperativgesellschaft

Besonders viele Reaktionen löste die Glosse „ Eigenverantwortung“ aus. Die These lautete: Durch ständige Verbote, Gebote und Warnungen vor dem Selbstverständlichen („Seien Sie achtsam, zwischen U-Bahn-Tür und Bahnsteig ist ein Spalt“) werden wir teilentmündigt und verlernen die Eigenverantwortung.

Viele Leser sehen das ähnlich, und beklagen in Mails, dass wir in einer „ Imperativgesellschaft“ leben, in der wir alle paar Meter mit Anordnungen konfrontiert werden, die uns das Denken abnehmen. Dadurch würden wir leichter regierbar, meint ein Leser. Ein anderer argumentiert, dass es viele große Kinder unter den Erwachsenen gebe, welche sich gerne regulieren lassen, weil ihnen das Sicherheit vorgaukelt.

Ein anderer Leser mahnt: Den Spalt in der U-Bahn gebe es ja wirklich, er sei gefährlich, die Warnung daher sinnvoll. Da ist etwas dran. Andererseits: Das Leben ist voller „Spalten“, es ist vermutlich nicht möglich, vor jeder zu warnen. Vermutlich wäre das auch kontraproduktiv, denn der beste Schutz ist immer noch: Hirn einschalten.

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