Die Nachdenkerlaubnis

Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Im Vatikan geschehen noch Zeichen. Keine Wunder

von Birgit Braunrath

über das Zölibat

Im Vatikan geschehen noch Zeichen. Keine Wunder. Ein solches Zeichen ist die Aussage des künftigen Kardinalstaatssekretärs Pietro Parolin, der Zölibat sei „kein Dogma der Kirche“. Rein semantisch betrachtet, stellt er nur etwas fest, das jeder weiß: Dogmen (von Gott offenbarte, zu glaubende Wahrheiten) sind etwa die unbefleckte Empfängnis Mariens oder die Unfehlbarkeit des Papstes, nicht aber der Zölibat. Doch es handelt sich hier um mehr als eine Feststellung: Parolin ergänzt, man könne „über Themen nachdenken, die keine Dogmen sind“. Das ist ein Zeichen unerwarteter Weltzugewandtheit, erteilt der Vatikan damit doch erstmals eine Zölibat-Nachdenkerlaubnis.

Von diesem Zeichen bis zum Wunder der tatsächlichen Aufhebung könnte es allerdings noch eine Weile dauern. Denn, seien wir ehrlich: Die Kirche hätte angesichts des schwelenden Priestermangels längst gehandelt. Wenn sie eine Lösung parat hätte, wie mit gescheiterten Priesterehen, Priesterscheidungskindern oder geschiedenen wiederverheirateten Priestern zu verfahren sei.

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