Die dänische Giraffe

Das ist ein interessantes Phänomen in unserer Gesellschaft: Wir tendieren dazu, dass uns das Schicksal vieler Tiere (im Wortsinn) wurscht ist, während uns das Schicksal einzelner Tiere tief bewegt.

Dass täglich Millionen von Tieren leiden und sterben, um in unseren Körpern endgelagert zu werden, blenden die meisten von uns aus. Verschwimmt sich aber z. B. ein Pinguin, werden weder Kosten noch Mühen gescheut, das Tier unter großer Anteilnahme der Öffentlichkeit zu retten. Das ist der Unterschied zwischen Vieh und Tier: Viele Schweine sind Schnitzelrohstoff, ein Schwein ist ein Werbestar.

Derzeit sorgt der Fall eines völlig gesunden Giraffenbullen, der zwecks Vermeidung von Inzucht im Zoo von Kopenhagen getötet wurde, für einen mittleren Volksaufstand. Jetzt könnte man natürlich sagen: Was soll die Aufregung wegen eines Tieres, während so viele andere unbetrauert sterben? (Von Menschen ganz zu schweigen.) Andererseits: Wenn es um mehr Respekt vor Lebewesen geht, ist eine dänische Giraffe immerhin ein Anfang.