Das Adjektiv der Woche im politischen Diskurs ist ,neu'

von Birgit Braunrath

über die Angelobung der "Neuen"

Das Adjektiv der Woche im politischen Diskurs ist „neu“. Österreich betritt Neuland. In der Verunsicherung der Neuübernahme gibt es Rituale, die beschwichtigende Neumalität vermitteln sollen: Erst die traditionelle Angelobung (neu war dabei nur, dass der Bundespräsident diesmal die Titel der Minister nicht verlas, vielleicht wollte er bloß Kanzler und Vizekanzler nicht nackt dastehen lassen). Dann die ebenso traditionelle Ministerienübergabe. Einst feierte man diese mit drolligen Symbolgeschenken, wie Riesenschlüssel (für die Tore zum Ministerium und zu den Herzen der Beamten), Radlerbrille (für den Durchblick), Rucksack (mit Proviant) oder Sparschwein (das bereits ein paar Notgroschen verschluckt hatte). Diesmal hörte man bereits im Vorfeld weniger Herzliches: Rote Ex-Minister sollen vorsorglich ihre Diensthandys kaufen statt zurückgeben, um das Risiko der Wiederherstellung persönlicher Daten auszuschalten.

Die Politik ist neurotisch geworden. Hoffentlich zu Unrecht. Man wird sehen, ob die Neuen die Begriffe Neubesetzung und Neugier allzu wörtlich nehmen.

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