Karfiol-Lady

Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Die Medien haben ja Glück, dass die Angeklagte nicht auf die Idee kam, Gemüsehändlerin zu werden.

von Guido Tartarotti

über Gewaltpoeten

Der Prozess um eine ehemalige Eissalon-Besitzerin versetzt die Worte-Ringer, Sprachmatiker und Gewaltpoeten des Boulevard in einen Schreib-Rausch (offenbar ist „Dichter“ die Steigerung von „dicht“). Hilfreich dabei ist das berufliche Vorleben der Angeklagten. Wortspiele mit „Kälte“ und „Glätte“ liegen nahe, ebenso aristokratische Hierarchien: Eis-Lady/Eis-Baronin/Eis-Prinzessin/Eis-Engel. Die Medien haben ja Glück, dass die Angeklagte nicht auf die Idee kam, Gemüsehändlerin, Orthopädin oder Bilanzbuchhalterin zu werden. Karfiol-Lady, Einlagen-Prinzessin oder Pensionsrück­stellungs-Engel klingen gleich viel weniger gut. Und gar nicht auszudenken wäre es, wäre sie nicht „bildhübsch“ – der ganze Prozess könnte wegen medialen Desinteresses platzen. In seiner Jenseitigkeit fast schon wieder großartig ist der Text eines Kolumnisten, der ausführt, dass nicht der Zufall, sondern „die Regie des Bösen“ die Angeklagte nach Wien geführt habe, weil hier „das beste Publikum für das Böse“ daheim sei.Hauptsache, a Hetz is’!

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