Manche Faschingsnarren verwechseln Humor mit Hetze und Verkleiden mit Verleumden

von Birgit Braunrath

über den Höhepunkt des Faschings als Alibi

Noch 48 Stunden. Bis Dienstag geht der Fasching als Höhepunkt. Er gibt in dieser Phase all jenen ein perfektes Alibi, die sich endlich als das verkleiden, was sie wirklich sind, während sie im Rest des Jahres als Spießbürger und Anpassungskünstler gehen.

Diese Narrenfreiheit interpretieren immer mehr Menschen als Freibrief, ihre galligsten Ressentiments, dunkelsten Seiten und infamsten Abgründe freizulegen. Sie verwechseln Humor mit Hetze und Verkleiden mit Verleumden.

Im Tarnanzug des Faschingsnarren versenden sie Sprüche, wie: „Ich gehe heuer als Flüchtling, dann bekomme ich endlich eine Wohnung und ein Gratishandy.“ Sie stellen sich auf eine Faschingsbühne und tun so, als wäre es ein Sketch, wenn sie den Weg beschreiben, den ein Geflüchteter hinter sich habe: „Erst mit dem Tiger, dann Elefant, dann Boot, dann Zug und in Österreich mit der Limousine.“ Sie übersehen, dass es sich dabei nicht um Verkleidung, sondern um Entblößung handelt – die Entblößung der eigenen Bitterkeit. Mit Fasching hat das nichts zu tun.

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