Friedensgruß

Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Als Politiker sicher nicht weniger begabt denn als Dirigent

von Guido Tartarotti

über Barenboims Friedensappell

In den „sozialen Medien“ wurden Stilfragen erörtert: „Dancing Stars“-Sporttanz beim Neujahrskonzert? Schottenkaro-Punk von Vivienne Westwood? Und: Ein Dirigent mit offenem, unbeschlipsten Hemdkragen – ist das alles überhaupt erlaubt?

Viel wichtiger war die Botschaft, die Daniel Barenboim – als Politiker sicher nicht weniger begabt denn als Dirigent – und die wieder einmal hinreißenden Wiener Philharmoniker vom Musikverein aus in die ganze Welt schickten: Das ganze Programm lässt sich als einziger Friedens-Appell lesen – eine wichtige Geste zu Beginn jenes Jahres, in dem man an den Ausbruch des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren erinnert.

Barenboim, der sich seit Jahren für eine Verständigung im Nahostkonflikt einsetzt und israelische und palästinensische Musiker in einem Orchester zusammengeführt hat, gelang auch ein kreativer Umgang mit dem martialischen „Radetzkymarsch“: Er verzichtete darauf, das Stück zu dirigieren und reichte stattdessen jedem einzelnen Musiker die Hand – ein starkes Zeichen.

guido.tartarotti@kurier.at

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