Ein Jahr mit Tiefgang
Viele glauben, dass es 2016 schlecht mit uns meint. Vielleicht ist das Gegenteil der Fall
2016 hat sich nicht viele Freunde gemacht, mit seinem fragwürdigen Sinn für billige Pointen.
Den politikverdrossenen Österreichern verordnete es ein ganzes Jahr Wahlkampf. Es schaute zu, wie die Amerikaner ihr Land einem zornigen weißen Mann anvertrauten, dem die meisten nicht einmal ihre Topfpflanzen zur Urlaubsbetreuung übergeben würden. Und es ließ dem Himmel eine Personalpolitik durchgehen, die zu viele Große von der Bühne abberief, von denen wir gern noch mehr gehört hätten. Der Nachschlag, dass jetzt auch noch George Michael ausgerechnet zu Weihnachten gehen musste, klingt nur noch nach bitterem Sarkasmus.
Viele glauben daher, dass es 2016 besonders schlecht mit uns meinte. Aber vielleicht ist genau das Gegenteil der Fall. Vielleicht will 2016 besonders tief gehen, die Trauer, die Ratlosigkeit spürbar machen, den Menschen ihren lauwarmen emotionalen Dienst nach Vorschrift nicht mehr durchgehen lassen. Weil Leben nie lauwarm sein kann.
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