Da hob i scho gnua

Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Was wäre Nestroy nicht alles zu den Skandalen unserer Gegenwart eingefallen?

von Guido Tartarotti

über Nestroy

"Nachher ist jeder ein guter Prophet", lautet eines der vielen klugen Zitate von Johann Nestroy. Ein anderes: "Kunst ist, wenn man’s nicht kann, denn wenn man’s kann, ist es keine Kunst." Im Fall des Burg-Finanzskandals geht die Kunst der rückwirkenden Voraussage so: Jeder will es geahnt (sonst wäre er ja dumm), aber keiner will es gewusst haben (sonst wäre er ja mitschuldig).

Nun hat der Schauspieler Johannes Krisch im "Talisman" im Akademietheater eine Nestroy’sche Tradition aufgegriffen und im Couplet mit dem hinreißend Wienerischen Titel "Da hob i scho gnua" in einer aktualisierten Strophe die Blind- und Taubheit der Verantwortlichen verspottet.

Was wäre Nestroy nicht alles zu den Skandalen unserer Gegenwart eingefallen? Es sind ihm ja schon damals herrliche Sätze dazu gelungen. "Ich krieg schon einen Zorn, wenn ich das Wort Geld nur aussprechen muss", z. B. Oder: "Wenn alle Stricke reißen, häng ich mich auf. Oder: "Ich hör das Gras schon wachsen, in das ich beißen werde." Oder auch: "Kultur beginnt im Herzen jedes Einzelnen."

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