Auf Spritztour ins neue Jahr
Schau auf einen Abstecher in 2016 vorbei, wenn’s kein großer Jahrgang ist, reise weiter nach 2017!
Was genau wollen Menschen ausdrücken, wenn sie dieser Tage jedem, der sich ihnen in den Weg stellt, einen „Guten Rutsch!“ wünschen? Vermutlich wollen sie nur nett sein und verwenden dafür unüberlegt Fertigteil-Sprache.
Aus sprachwissenschaftlicher Sicht drücken die Rutsch-Wünscher aber tatsächlich etwas aus. Allerdings ist nicht restlos geklärt, was es ist: Entweder ist der „Rutsch“ eine Eindeutschung des hebräischen Rosch ha-Schana (was so viel heißt wie „Haupt des Jahres“ oder „Anfang des Jahres“). Dann käme er allerdings verfrüht, denn jüdisches Neujahr wird üblicherweise erst im September gefeiert, 2016 sogar Anfang Oktober.
Oder der schlüpfrige Wunsch stammt von dem schon vor 200 Jahren im norddeutschen Sprachraum üblichen Abschiedsgruß „Guten Rutsch!“. Dann stünde Rutsch sinngemäß für „ Spritztour“ oder „Abstecher“. Und das klingt gut: „Schau auf einen Abstecher in 2016 vorbei, und wenn’s kein großer Jahrgang ist, reise weiter nach 2017!“ Laut Duden könnte „Rutsch“ auch eine „gleitende Abwärtsbewegung“ beschreiben. Aber das schließen wir sprachpolizeilich aus. Es soll ja aufwärtsgehen.
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