Das große Rennen

Natascha Marakovits

Natascha Marakovits

Alle Jahre wieder nehme ich mir vor: Ich kaufe die Weihnachtsgeschenke früher. Am besten schon im Sale ab dem 27. Dezember. Da gibt es alles um bis zu 50 Prozent, sogar das Geschenkpapier. Ich könnte die Sachen für meine Lieben also auch gleich einpacken und ein fettes Hakerl machen: Weihnachtsgeschenke erledigt.

Doch jedes Jahr geht es mir gleich und ich denke mir, aber geh, hat doch noch Zeit. Und jedes Jahr vergeht Monat um Monat und dann ist es wieder soweit: Ich brauche Geschenke!

Dabei lässt sich der Handel doch eh so viel einfallen, dass man rechtzeitig darauf schaut, dass man sie hat, wenn man sie braucht: So werden die Sandalen bereits im Juli aus den Regalen verbannt und die Stiefel stehen bereit. Nur um uns zu erinnern, ist doch klar. Einen Monat später, im August, folgen dann die kulinarischen Köstlichkeiten: Lebkuchen, Dominosteine und Spekulatius. Im September kommen Nikolo und Co in schokoladiger Form. Im Oktober werden die Christkindlmärkte aufgebaut, Anfang November werden sie eröffnet. So sehr es mir und wahrscheinlich auch Ihnen auf die Nerven geht, ich bin mittlerweile überzeugt, dass uns der Handel damit nur in Erinnerung rufen will: Weihnachten kommt – wie immer – alle Jahre wieder. Also kümmert euch um Geschenke!

Doch wie jedes Jahr wird dies komplett ignoriert. Ganz im Sinne von: Spinnen die? Es ist ja noch nicht Weihnachten!

Dann kommt – wie alle Jahre wieder – der Dezember. Und was passiert? Das große Rennen beginnt: Weihnachtsgeschenke müssen her. Gleich am ersten Einkaufssamstag? Nicht doch. Nur gustieren, ist ja noch Zeit. Am 8. Dezember zuschlagen? Schauen ja, aber es könnte woanders noch günstiger sein. Zweiter Einkaufssamstag? Zumindest einen Teil erledigen wäre gut, hat aber auch noch eine Woche Zeit. Am dritten Einkaufssamstag bricht leichte Panik aus: Ich brauche Geschenke! Am vierten dann Shopping-Marathon. Am 23. wird eingepackt, um festzustellen: Oh nein, ich habe etwas vergessen. Also morgen noch einmal los. Oh du fröhliche!

eMail: natascha.marakovits@kurier.at

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