Bayreuther Besonderheiten

Gert Korentschnig

Gert Korentschnig

Ja, man muss sich seinen Wagner hart erarbeiten – und diesmal auch erschwitzen.

von Gert Korentschnig

über Bayreuther Hitzeverhältnisse.

Die Hitze in Bayreuth ist vergleichbar mit jener in Österreich. In Relation zu den (gefühlten) Temperaturen im Bayreuther Festspielhaus, haben die Außenwerte aber fast polaren Charakter. Ja, man muss sich seinen Wagner hart erarbeiten – und diesmal auch erschwitzen.

Durch die engen Reihen, durch die unbequemen Holzsitze, durch den Bayreuther Verzicht auf große Neuerungen (Klimaanlage, was ist das für ein unnötiges Zeugs?), durch die Länge der Opern kommt es im 1974 Zuschauer fassenden Theater zu einem Hitzestau, der manche Besucher vorzeitig aus dem Theater treibt. Was in Bayreuth schwer realisierbar ist, weil es keinen Mittelgang gibt, sodass, wenn man im Zentrum sitzt, etwa 30 Personen aufstehen müssen.

Dennoch ist die Atmosphäre auf dem Grünen Hügel einzigartig, die Konzentration auf die Kunst größer als anderswo, die Akustik für Wagner-Werke um Klassen besser als in allen anderen Häusern.

Dass jedoch ausgerechnet 200 Jahre nach Wagners Geburt, also im Jubeljahr, die Fassade des Festspielhauses eingerüstet ist (immerhin mit Planen, die eine Abbildung des Originals zeigen), ist ebenso peinlich wie der Umstand, dass die Villa Wahnfried gerade heuer eine Großbaustelle ist.

Aber in einer Stadt, in der sich alles um die Musik dreht, nicht um vordergründige Repräsentation, nimmt man das ebenso in Kauf wie die Tatsache, dass man im Festspielhaus nicht einmal eine Flasche Wasser kaufen kann.

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