Gesetztes Speeddating

Philipp Wilhelmer

Philipp Wilhelmer

Dünnes Eis über Untergriffen, transparent im TV.

von Philipp Wilhelmer

Über den Wahlduell-Abend im ORF

Wohl heute wird der Anwalt von Richard Lugner Beschwerde bei der Medienbehörde einbringen, weil der Bundespräsidentschaftskandidat unter dem Vorwand mangelnder Relevanz vom Wahl-Mega-Event „Die 2 im Gespräch“ ausgeladen wurde. Über diese Entscheidung wurde viel geschrieben, sie wurde von Medien ebenso wie von Präsidentschaftskandidaten gescholten.

Zurecht, wie sich am gestrigen Abend zeigte: Bei der spritzigen gesetzten Speed-Dating-Session am Küniglberg zeigte sich schon in den ersten beiden Runden, dass hier tatsächlich Wahlentscheidungen fallen können.

Sie können sich nicht zwischen Irmgard Griss und Alexander Van der Bellen entscheiden? Ihr Zusammentreffen konnte tatsächlich Aufschluss geben. Am anderen weltanschaulichen Ende trafen gleich danach schwarz und blau aufeinander: Der blaue Chefideologe Norbert Hofer und der ehemalige schwarz-blaue Chefkutscher Andreas Khol zeigten, was Konservative und Rechte im Detail trennt.

Aufschlussreich war es auch, die Tiroler Khol und Van der Bellen über die Schicksalsgrenze Brenner debattieren zu sehen und dessen Schließung zu beklagen (um dennoch unterschiedliche Schlüsse zu ziehen). Die Runde von Rudolf Hundstorfer gegen Hofer machte die erwartete gegenseitige Verachtung fast unerträglich sichtbar. Dünnes Eis über Untergriffen, transparent im TV.

Der ORF schickte ein bewährtes Team in dieses Rennen, das von medialer Dauerkritik eingeläutet wurde: Die „Zeit im Bild“-Partner Marie-Claire Zimmermann und Tarek Leitner wechselten einander am Interviewtisch ab. Beide schafften es, den kurzweiligen Gesprächsfluss an den richtigen Stellen voranzutreiben und bewiesen, was unaufgeregte, aber selbstbewusste Routine wert ist.

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