In die Zornfalte

Philipp Wilhelmer

Philipp Wilhelmer

Zuletzt hat er ein furchbares Beispiel für andere Unternehmer abgegeben.

von Philipp Wilhelmer

über Dietrich Mateschitz

Als Felix Baumgartner vor vier Jahren aus der Stratosphäre sprang, brachte er das Dilemma von Servus TV auf den Punkt: Für richtig tolle Zuschauerzahlen muss man sich bei dem Kleinsender vor der Kamera fast umbringen. Sonst ist Servus TV nie richtig in der Bombast-Liga von Geldgeber Red Bull angekommen: Die Marktanteile dümpelten 2015 bei 1,7 Prozent und die Positionierung als deutschsprachiges Schmuckstück für drei Länder, bespielt aus dem wunderschönen Salzburg, misslang: Irgendwie scheint den Menschen der Sender derart sympathisch zu sein, dass sie ihn besonders gut genießen können, wenn sie ihn nicht aufdrehen.

Eigentümer Dietrich Mateschitz hat diese Woche jedenfalls Züge erkennen lassen, die schockierten. Mit seiner Doch-Nicht-Schließung agierte er losgekoppelt vom gesellschaftlichen Konsens dieser Republik. Als die Frage nach einem Betriebsrat auch nur gestellt wurde, sperrte er von heute auf morgen zu. Gewerkschaft und Mitarbeiter mussten tränenreich beteuern, auf gesetzliche Rechte zu verzichten, erst dann machte er den Entschluss keine 24 Stunden später wieder rückgängig. Schön ist für die über 200 Mitarbeiter, die ihre Existenz bedroht sahen, schlecht bleibt es für ein Medienunternehmen, wenn der Meinungspluralismus in die Zornfalte des Patriarchen stürzt.

Self-Made-Milliardär Mateschitz hat Beispielloses geschaffen, zuletzt aber ein furchbares Beispiel für andere Unternehmer abgegeben. Von Visionären erwartet man sich irgendwie mehr.

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