Heute kann man Fußballspiele via Twitter verfolgen.

von Guido Tartarotti

über das neue Fernseh-Verhalten beim Fußball.

Andere mögen Fußballspiele gewinnen, du glückliches Schweden, heirate! (Diese Spitze darf ich mir nur erlauben, weil ich weiß, dass sich meine nette schwedischstämmige Kollegin A. weder für Fußball noch für die Prinzessin Dings sonderlich interessiert.)

Mein erstes Match gegen Schweden sah ich 1978, Österreich gewann 1:0, Elfertor Krankl, mit einem winzigen Schwarz-Weiß-Gerät, das Bild flimmerte, der Fernseher hatte nur eine Zimmerantenne, ORF 2, das damals noch FS hieß, kam nur bei passender Windrichtung rein, aber es war mein erster eigener Fernseher und ich sah jedes Spiel der Argentinien-WM, sogar Polen gegen Tunesien, und manchmal sah ich mir das Testbild an vor lauter Stolz, weil ich jetzt ein Fernseherbesitzer war. Noch mehr Spaß machten aber die Europacup-Übertragungen im Radio – ich hörte zu und versuchte gleichzeitig, die Szenen mit meinem Plastikball nachzuspielen.

Heute kann man Fußballspiele via Twitter verfolgen. Menschen, die das Match im Fernsehen schauen, twittern: Ich schau gerade das Match im Fernsehen. Und andere Menschen, die das Match auch im Fernsehen schauen, twittern zurück: Wahnsinn, ich schau auch gerade das Match im Fernsehen. Der lustigste Tweet beim Schwedenspiel lautete: „Was ist mit euch? Wer twittert vom Match???“ Merke: Ein Match, über das nicht getwittert wird, findet gar nicht richtig statt. Komisch, so hätte ich mir 1978 die Zukunft nicht vorgestellt.

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