Weiß gewählt

Ges.m.b.H.: DÖF
Ges.m.b.H: Karl Hohenlohe über alte Esel und das tragen weißer Smokings.
Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Die "Fête Impérial" war über große Strecken ein sehr schönes Fest. Dazwischen jedoch musste ich leiden.

Es hatte alles so wunderschön angefangen, aus der hintersten Ecke des Kleiderkastens hatte ich das weiße Dinnerjacket gezogen, die vielen Falten begutachtet und schon stand ich vor dem Spiegel.

Was ich vor mir sah, war ein buckeliger Mann mit Brille und gefährlichem Bauchansatz, mit einer tendenziell zu engen und zu weißen Jacke. Unbedarft, die Realität als solche zu erkennen, konnte ich starke Ähnlichkeiten mit George Clooney ausmachen und wenn ich den Mund ein wenig schief zog, war ich Humphrey Bogart, wie er in "Ricks Café" Frau Bergmann betörte.

Mit stolz geblähter Brust betrat ich die Hofburg, strich lässig über das Revers meines weißen Smokings und schon stand ein Reporter vor mir, der Auskünfte begehrte. Ob ich mich wohlfühle, fragte er, ich sagte Ja, und er meinte, dies wäre nur allzu verständlich, bei der Eröffnung würden auch noch andere alte, weiße Esel mitwirken.

Ich verzog den Mund und wollte Humphrey Bogart werden, aber es gelang nicht.

Drei, neunzehn und zweiundzwanzig Minuten später wandten sich wildfremde Menschen an mich und erbaten Speisen und Getränke. Mein zarter Einwand, dass ich kein Kellner wäre, wurde eisern ignoriert und mit der Frage "Wieso nicht"? quittiert. Mir fiel keine schlagfertige Antwort ein und ich blickte töricht.

Gegen zwei Uhr und vierzehn weiteren Bestellungen entschloss ich mich zu gehen. Ich kam als George Clooney und ging als langohriger Albinovierbeiner. Das Tragen von weißen Smokings ist nicht länger zu empfehlen.

Einladungen, Beschwerden, Hinweise:office(at)hohenlohe.at

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