Tuchfühlung

Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

In Zeiten wie diesen aber sehen wir das weiße Zelt und – ob wir können oder wollen – wir müssen an die anderen Zelte denken ...

von Karl Hohenlohe

über Zelte, die bewegen

In Salzburg kann man nun im Rahmen einer Antiquitätenmesse prachtvolle Kunstgegenstände bestaunen.

Man kann sie auch erwerben.

So ist ein Walde zu sehen, ein Egger-Lienz und ein Richter, da geht es in die Hunderttausende.

Schöne Menschen betrachten diese schönen Kunstgegenstände, wohlgenährte Menschen – wie man selbst – begutachten wohlgenährte Barockengel, ein friedliches Bild in friedlichen Zeiten.

Die Messe war diesmal in einem Zelt untergebracht und weil die Temperaturen und die Menschen es verlangen, war dieses Zelt klimatisiert.

Warum auch nicht, warum sollen Menschen, von denen der überwiegende Teil das ganze Leben hart gearbeitet hat, nicht in einem klimatisierten Zelt nach wertvollen Antiquitäten Ausschau halten?

In Zeiten wie diesen aber sehen wir das weiße Zelt und – ob wir können oder wollen – wir müssen an die anderen Zelte denken, die da in Österreich herumstehen und wesentlich wertvolleren Inhalt bergen, als all diese prachtvollen Kunstgegenstände zusammen.

Es ist nur ein kurzes Aufflackern der Gedanken, gleich wird es wieder verschwunden sein und man taucht in den Alltag ein, der durchsetzt ist mit Überlegungen, wie man heute den Salat mariniert und ob der Métallisé-Ton des neuen Autos auch wirklich entspricht.

Und dann denkt man noch einmal kurz an das Zelt und wartet, ob sich Dankbarkeit einstellt, dass man zufällig hier geboren wurde – und nicht ein paar Hundert Kilometer weiter hinter einer Grenze.

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