Mantelgeschoß

Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Viele hielten ihn für ausgestorben, kein Star, keine Berühmtheit, niemand zeigte sich mehr in der Öffentlichkeit im weißen Frottee.

von Karl Hohenlohe

über Bademäntel

Früher barg er U. Jürgens und E. Williams, die heute niemand mehr kennt: der Bademantel.

Nicht irgendein Bademantel, sondern jener in seiner reinsten Form: der weiße Bademantel. Viele hielten ihn für ausgestorben, kein Star, keine Berühmtheit, niemand zeigte sich mehr in der Öffentlichkeit im weißen Frottee.

So wie der Kalmuck als Jogginganzug der Wachauer firmiert, kannte man den Bademantel als zweite Haut der vom Bühnenkampf erschöpften Entertainer.

Schon dachte das rasende Publikum mit den wundgeklatschten Händen daran, aufzugeben, da hob sich der Vorhang und z. B. Udo winkte einmal noch herab. Er schien wie gerade erst aus dem Boudoir gekommen und nicht wenige Damen und wenige Herren aus dem Zuschauersaal wünschten sich nichts sehnlicher, als gerade ein Duschgel gewesen zu sein.

Nach dem weißen Bademantel war das Nichts. Udo Jürgens verschwand auf Nimmerwiedersehen bis zu seinem nächsten Konzert.

So war der weiße Bademantel, egal ob Frottee, Satin oder mit 30 Prozent Dralon versetzt, ein Symbol, das zuerst unsagbares Glück und dann Verdammnis versprach, und somit hoch im Kurs.

Den Menschen wird ja das Glück erst bewusst, wenn sie es nicht mehr haben.

Man wurde also, wenn man bei Eduscho einmal einen weißen Bademantel sah, fast ein wenig sentimental.

Nun aber, verehrte Leserschaft, lief ich gerade durch Salzburg und er mir entgegen. Was Cornelius Obonya trug?

Jawohl. Der Bademantel des Schweigens spricht wieder – Hallelujah.

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