Ges.m.b.H.: Letzte Grüße

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Karl Hohenlohe über Elizabeth Taylor.
Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Am Abend, als Frau Elizabeth Taylor starb, saß ich bei einer Veranstaltung einem älteren Herren aus Italien gegenüber. Wir kamen ins Gespräch, waren gleich einmal bei Frau Taylor, und er bemerkte ganz nebenbei, dass er in jungen Jahren als kleiner Verwaltungsbeamter in den bekannten Cinecitta-Studios beschäftigt gewesen war. Jawohl, auch den Dreharbeiten von "Cleopatra" habe er fallweise beigewohnt. Frau Taylor wäre nicht nur Co-Produzentin gewesen, darüber hinaus habe sie auch noch eisern darauf bestanden, dass man auf Todd-AO-Format produzierte, das ihr verstorbener Mann Michael Todd entwickelt hatte. Als Erbin kam so auch noch eine schöne Summe herein, ich vermute, sie war eine sehr geschäftstüchtige Person. "Irgendetwas Persönliches?", wollte ich noch wissen, er dachte ein wenig nach und sagte dann sehr bestimmt: "Signora Liz, immer zu spät." Ich nickte zustimmend und erwähnte beiläufig das 40-jährige Berufsjubiläum des berühmten Modeschöpfers Valentino, zu dem dankenswerterweise nicht nur Elizabeth Taylor, sondern auch ich eingeladen war. Im Gegensatz zu mir erschien Frau Taylor gezählte 79 Minuten zu spät zu dem gesetzten Essen, und es bleibt mir bis heute ein Rätsel, warum sie von keinem der Köche gelyncht wurde. Erst jetzt, nach ihrem Tod, weiß ich um das ungemein ausgeklügelte System dieser doch ein wenig nach Aufsehen heischenden Methode. Zuerst waren es nur Gerüchte, aber dann stellten sich die durchgesickerten Details aus Liz Taylors Testament als Faktum dar. Die letzte große Diva hatte in ihrem letzten Willen verfügt, dass sie es wünsche, zu ihrem eigenen Begräbnis um 30 Minuten zu spät zu erscheinen.

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