Bilderberg-Konferenz
Einmal im Jahr treffen sich rund 120 Spitzenleute aus Wirtschaft, Finanzen, Politik und Medien (etwa Herausgeber der Zeit, des Economist oder der Washington Post), um über brisante globale Fragen zu reden. An diesem Wochenende findet das Bildderberg-Treffen im Washingtoner Vorort Chantilly statt. Zum dritten Mal nimmt Bundeskanzler Werner Faymann als Privatperson daran teil. Weil die Treffen vertraulich sind, vermuten Verschwörungstheoretiker dahinter eine geheime Weltregierung des Großkapitals.
Wer in den erlauchten Kreis eingeladen wird, hängt vom Exekutivkomitee ab. Rudolf Scholten, Vorstand der Kontrollbank, prägender Kulturpolitiker des Landes und Ex-SPÖ-Bildungsminister, sitzt in diesem Gremium und entscheidet über die österreichischen Teilnehmer. Langjähriger Gast war Ex-Bundeskanzler Franz Vranitzky . 2006 war Alfred Gusenbauer dabei, zuvor der Industrielle Hannes Androsch sowie Ex-Außenminister Peter Jankowitsch. 2011 wurden Standard-Herausgeber Oscar Bronner und RZB-Generaldirektor Walter Rothensteiner eingeladen.
"Bilder – was?"
"Bilder – was?", fragen sich viele Menschen. Von den hochrangig besetzten Treffen dringt kaum etwas an die Öffentlichkeit. Deswegen ranken sich darum viele Gerüchte. Die Ölkrise 1973 soll auf einer Bilderberg-Konferenz entschieden worden sein, um den US-Dollar und die US-Wirtschaft zu stützen; die deutsche Wiedervereinigung soll von den "Bilderbergern" initiiert worden sein, die Kandidatur von Bill Clinton, der Irak-Krieg 2003, die Kür des demokratischen Kandidaten für die US-Präsidentschaftswahlen 2008, Barack Obama statt Hillary Clinton , sowie die Wahl von Herman Van Rompuy als EU-Ratspräsidenten 2009. Und glaubt man dem ehemaligen belgischen EU-Kommissar Etienne Davignon, dann soll Anfang der 1990er-Jahre auch der Euro auf einer Bilderberg-Konferenz aus der Taufe gehoben worden sein.
Indiskrete Teilnehmer haben die Themen des diesjährigen Treffens verraten: ein möglicher Krieg gegen den Iran, Pläne für eine Internet-Zensur, Bankenrettungspakete, Schuldenkrise und Griechenland. Italiens Premier Mario Monti soll auch in Washington sein.
Um den Mythos der Geheimniskrämerei aus der Welt zu schaffen, gibt es neuerdings eine offizielle Website (www.bilderbergmeetings.org).
Eine tragende Rolle in der Bilderberg-Familie spielt der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger. Die erste transatlantische Konferenz fand 1954 im Bilderberg-Hotel im niederländischen Oosterbeek statt.
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