Teamchef Koller: Es klingt nach Abschied

Koller hat sich seiner Idee verschrieben, er hatte damit zuerst Erfolg.
Am Tag nach der Enttäuschung von Wales blieb der Schweizer stumm.
Bernhard Hanisch

Bernhard Hanisch

Regen und Sturm in Cardiff am Tag des Abflugs. Was sonst?

Die eindrucksvolle Kulisse untermalt die Finsternis der Stimmungslage im österreichischen Nationalteam. Wie vom Drehbuch verlangt, kämpft sich der ÖFB-Präsident mit vom Gegenwind zerzaustem Haar der Abflughalle entgegen. Einfach abheben kann er trotzdem nicht, Entscheidungen werden verlangt, unruhige Tage stehen an. Was mit einer misslungenen Europameisterschaft 2016 begonnen hatte, fand seine logische Fortsetzung. Österreichs Fußball, einst im trügerischen Höhenflug, ist wieder Mittelmaß. So etwas passiert, wenn das optimale Zusammenspiel der Kräfte nicht funktioniert.

Die WM 2018 muss abgeschrieben werden, weil der Umbruch einer Mannschaft zu lange dauerte, weil Spieler ihre Form verloren haben, weil Verletzungen ihre gnadenlose Wirkung entfalteten, weil das System erstarrt ist. Wie immer in solchen Situationen biegt die Suche nach der Verantwortung in eine Einbahnstraße, die bei der Person des Teamchefs als Sackgasse endet. Da tut es nichts zur Sache, dass nicht getroffen wird, dass mit ein wenig mehr Glück die Situation erheblich entspannter sein könnte.

Koller hat sich seiner Idee verschrieben, er hatte damit Erfolg und ließ in weiterer Folge die Flexibilität vermissen, die von einem Teamchef verlangt wird, um auf veränderte Situationen zu reagieren. So lautet ein Vorwurf. Am Tag nach der Enttäuschung von Wales blieb er stumm. Damit noch ein paar Konzentrationsfetzen auf das Spiel am kommenden Dienstag gegen Georgien zu retten sind. So zumindest die offizielle Version von ÖFB-Chef Windtner und Sportdirektor Willi Ruttensteiner. Die Zeit reichte nicht aus, um ein stilvolles Abschiedsszenario zu konstruieren.

Ja, die Zeichen stehen auf Trennung. Und zwar vor dem vertragsgemäßen 31. Dezember 2017. Denn Bekenntnisse zu einer weiteren Zusammenarbeit von ÖFB und Koller gibt es nicht einmal zwischen all den gesagten Zeilen. Er müsse in einem Gespräch erst erfahren, ob der Trainer überhaupt noch will, sagt Windtner. Klingt zuvorkommend, war jedoch mit Sicherheit schon Gegenstand eines Meinungsaustauschs.

Und Koller scheint sich gedanklich auf sein letztes Spiel als ÖFB-Teamchef vorbereitet zu haben. Ein letztes Spiel, in dem der Gegner möglicherweise Georgien heißt.

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