Ja, man könnte meinen, sie hätten zum falschen Zeitpunkt vorbeigeschaut, die Griechen

von Bernhard Hanisch

über die Nationalteam-Niederlage

Die Momentaufnahme weckt Erinnerungen. Schlechte. An vergangen geglaubte Tage. Zu sehen sind jubelnde Gegner – im konkreten Fall in Blau gehaltene Griechen. Auf der anderen Seite Österreicher, die mit hängenden Köpfen in Richtung Kabinentrakt schleichen.

Ernüchterung, die im Gegensatz zu früher einen rauschähnlichen Gesamtzustand unterbrochen hat, den das Nationalteam selbst erzeugt hat. Verdammt hoch waren die Erwartungen, dementsprechend tief das Loch, in das die Enttäuschten gefallen sind. So etwas geht rasch, so will es das Gesetz. Und genauso klar ist die Bestrafung: Pfiffe. Missfallen ausdrückende Nebengeräusche in Salzburg, die bei einem Heimspiel des Nationalteams lange nicht zu hören waren.

Ja, man könnte meinen, sie hätten zum falschen Zeitpunkt vorbeigeschaut, die Griechen. Ein unangenehmer Gegner, der mit von flink vorgetragenen Kontern durchsetztem Defensivkonzept eine unlösbare Aufgabe darstellte. Für ein österreichisches Team, dem trotz Aufwärtstrend schlicht noch die Klasse, die mannschaftliche Geschlossenheit fehlt, einem Gegner dieser Kategorie mit nur 80-prozentigem Willen beizukommen. Denn es lag auch am körperlichen wie geistigen Aufwand, der ein Testspiel nicht wenigstens glanzlos 0:0, sondern mit einer verdienten Niederlage enden ließ. Das hat wohl weniger mit mangelnder Erfahrung zu tun, wie Teamchef Marcel Koller meinte.

Verabsäumt wurde die Gelegenheit, Selbstvertrauen für das Spiel in München gegen Deutschland und für das Heimspiel gegen Irland in der WM-Qualifikation zu tanken. Wieder einmal – und auch das macht diese Resümees nach einem verlorenen Test so typisch – lässt sich ein von weitgehender Chancenlosigkeit geprägtes Spiel als Schuss vor den Bug interpretieren.

Sonstige Erkenntnisse? Kaum.

Da drängt sich wiederholt die Frage auf, warum sie überhaupt stattfinden, diese freundschaftlichen Länderspiele. Überhaupt, wenn sie als stark verwackelte Momentaufnahme in Erinnerung bleiben.

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