Seit bald zwei Jahren arbeiten die Menschen im Gesundheits- und Pflegesystem im Krisenmodus. Doch entgegen vieler Versprechungen hat sich an der fordernden Situation nicht nur nichts gebessert, nein: Die Lage ist noch prekärer als vor einem Jahr. „Immer mehr Pflegekräfte kündigen“, sagt Walter Hasibeder, Präsident der österreichischen Intensivmediziner. Warum? Die Covid-Pandemie hat das medizinische Personal an und weit über seine Leistungsgrenzen gebracht. Weil aber Belastung und (finanzielle) Anerkennung schon vor Covid-19 in einem deutlichen Missverhältnis standen, schmeißen nun viele Mitarbeiter in Intensivstationen den Job hin – zumal auch kein Ende der Pandemie in Sicht ist.
Die Lage ist selbst für Hartgesottene besorgniserregend: In Flächenbundesländern wie Ober- und Niederösterreich müssen Spitäler mittlerweile 20 bis 30 Prozent aller Intensivbetten sperren. Das Bett wäre zwar frei, aber leider, leider gibt es nicht genug Mitarbeiter, um die darin liegenden Menschen wieder gesund zu pflegen.
Zumindest was die akute Zuspitzung angeht, fällt ein erheblicher Teil der Verantwortung den irrlichternden Impf-Skeptikern und Polit-Esoterikern zu. Sie haben mit ihrer wissenschaftsfeindlichen Haltung dafür gesorgt, dass sich die Intensivstationen ebenso verlässlich wie flott mit Ungeimpften füllen. In Ländern wie Salzburg ist die Zahl der Covid-Intensivpatienten schon jetzt so hoch, dass Klinikchefs von „schweren bis schwersten“ Einschränkungen bei der Betreuung anderer Intensivpatienten (Krebs, Infarkte, etc.) sprechen.
Doch es wäre zu einfach, die beklagenswerte Situation allein den Impf-Ignoranten zuzuschreiben.
Seit Jahren weisen Experten und NGOs darauf hin, dass bei der Alten- und Krankenpflege ein großer Wurf gefragt ist. Ausbildung, Finanzierung, nicht weniger als die gesamte Organisation, müssen anders gedacht und aus einem Guss neu aufgestellt werden. Konzepte gibt es zuhauf. Im Sommer wandten sich Pflegeverbände und Seniorenvertreter fast verzweifelt in einem offenem Brief an die türkis-grüne Regierung. Man möge vom Reden ins Tun kommen. Passiert ist seither wenig, vom Gesundheitsminister ist kaum Nennenswertes überliefert. Nur so viel: Ende November (!) soll es einen „Runden Tisch“ zum Thema geben. Da will man reden. Wieder einmal. Ob das den 400.000 Betroffenen heute reicht? Wohl kaum.
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