Pflege: Die Last steigt, die Helfer fehlen

Das Pflegegeld soll erstmals mit 1. Jänner 2020 erhöht werden
Was im Zuge der versprochenen Pflegereform jetzt verändert und verbessert werden müsste

Sie sind des Wartens müde: Am Montag haben Hilfsorganisationen und Seniorenvertreter den „Tag der pflegenden Angehörigen“ genutzt, um mehr Tempo in der Pflegedebatte zu fordern.

Der Appell kommt in hübscher Regelmäßigkeit. Denn seit eineinhalb Jahrzehnten verspricht die institutionalisierte Politik, das Pflegewesen auf neue Beine zu stellen. Konkrete Reformschritte lassen – auch aufgrund der Komplexität des Systems – weitgehend auf sich warten.

Das ändert freilich nichts daran, dass die Zeit drängt. Denn aufgrund des zunehmenden Lebensalters ist der Bedarf an Pflegekräften schon in den nächsten Jahren viel höher als bisher.

Laut einer Studie der AGES steigt die Anzahl der über 85-Jährigen in Österreich bis ins Jahr 2030 um knapp 45 Prozent.

Das bedeutet im Gegenzug, dass zusätzlich rund 34.000 Personen in Spitälern und der häuslichen Pflege gebraucht werden; rechnet man die anstehenden Pensionierungen im Pflegewesen hinzu, sind bis 2030 mehr als 75.000 neue Pflegekräfte notwendig. Ein Bedarf, der sich mit den 5.000 Absolventen von Fachhochschulen, etc. nicht decken lässt.

Zu den wichtigsten Herausforderungen der Pflegereform wird demnach gehören, Menschen aus anderen Jobs für diese Tätigkeit zu begeistern. Und es wird darum gehen, Bezahlung und Arbeitsbedingungen zu verbessern. Denn die Corona-Pandemie hat dazu beigetragen, dass der Druck im Pflegesektor weiter gestiegen ist.

Umfragen unter Pflege-Schülern zeigen, dass sich diese schon jetzt nicht vorstellen können, dauerhaft im fordernden Pflegebereich zu arbeiten.

Gesundheits- und Sozialminister Wolfgang Mückstein hat diese Woche eines der wesentlichen Projekte vorgestellt, mit denen das Pflegewesen reformiert werden soll, nämlich: das „Community Nursing“. Dieses, in den Niederlanden bereits seit Jahren etablierte System funktioniert so, dass auf Pflege spezialisierte Krankenschwestern zentrale Ansprechpersonen für Betroffene und deren Familien sind.

Die Krankenschwestern bzw. -pfleger übernehmen auch die Koordination von Leistungen, Therapien und sozialen Dienstleistungen. Insgesamt sind für Österreich 150 Pilotprojekte geplant.

Kommentare