Jeder Job mehr ist ein Gewinn – für alle

Arbeit für Flüchtlinge? Die Bevölkerung wäre dafür. ÖVP und FPÖ müssen über ihren Schatten springen.
Michael Bachner

Michael Bachner

Der Druck aus der Wirtschaft, die händeringend nach Fachkräften sucht, hat Wirkung gezeigt: Spät, aber doch nimmt sich die Regierung der 30.000 anerkannten, aber arbeitslosen Flüchtlinge an. Kanzler Sebastian Kurz kurbelt medienwirksam die Jobvermittlung an. Und alles was Rang und Namen hat unter Österreichs Top-Managern folgt dem Ruf zur Jobbörse.

Eines muss klar sein: Jeder arbeitende Asylberechtigte mehr ist ein Gewinn. Da geht es nicht nur um den Zusammenhalt in der Gesellschaft. Das ist eine ganz simple Rechnung: Wer Arbeit sucht, bekommt Mindestsicherung oder Arbeitslosengeld – liegt also der Allgemeinheit irgendwo auf der Tasche. Wer einer Arbeit nachgeht, zahlt Steuern oder wenigstens Sozialversicherungsbeiträge. Das haben Kurz und seine PR-Strategen verstanden.

Politisch sendet der Kanzler damit ein Signal aus: Alle anderen vor mir haben nur viel geredet, ich tu’ auch etwas (und rede viel darüber). Auch Wien, wo die meisten arbeitslosen Flüchtlinge und Mindestsicherungsbezieher leben, hält Kurz erneut den Spiegel hin.

Ein wichtiger Schritt fehlt freilich noch: Der Zugang zu Lehre und Arbeitsmarkt auch für Asylwerber. Junge Menschen untätig herumsitzen zu lassen, widerspricht jeder Logik der Integration und fördert Kleinkriminalität und Ressentiments aller Art. Und selbst wenn ein Flüchtling zurück muss, so hat er wenigst gearbeitet oder eine Lehre absolviert und wird in seinem Heimatland wertvoll sein.

Will Kurz sein Macher-Image ausbauen, muss er in diesen Fragen vor allem die FPÖ überzeugen. Ja, die Blauen sind extrem stur und engstirnig, was Asylwerber angeht. Aber Kurz könnte die nötige Überzeugungsarbeit leisten – wenn er nur selbst wollte. Noch ist er selbst nicht so weit.

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