Isoliert im Heim-Büro

Reines Homeoffice ist kein Dauerzustand. Die Zukunft liegt im Hybrid-Office, weil wir die Menschen um uns brauchen.
Sandra Baierl

Sandra Baierl

Es könnten Szenen aus einem utopischen Film aus ferner Zukunft sein: Unternehmen haben keinen Stammsitz mehr, Bürogebäude sind verwaist, die Zuarbeiter sitzen irgendwo, allein in ihren vier Wänden. Sie warten auf Aufträge, die über virtuelle Kanäle verteilt werden. Sie arbeiten ab, Klick für Klick, Job für Job.

Nun, solche Szenarien gibt es längst. In der sogenannten Gig-Economy arbeiten Menschen projektbezogen und spontan Aufträge ab. Klickarbeit nennt sich das. Es ist ein schnelles, isoliertes, stilles Abarbeiten. Ohne viel persönliche Interaktion.

Nun, von solchen Szenarien sind auch wir Lockdown-Homeoffice-Mitarbeiter nicht weit entfernt. Wir bemühen uns redlich, viel Kontakt zueinander zu halten, nicht der Einsamkeit des Heim-Allein-Büros zu verfallen. Wir reden über Videokonferenzen, wir mailen, wir bleiben bestmöglich in Kontakt. Aber die Wochen der Lockdowns in diesem schwierigen Corona-Jahr hängen sich an. Nicht nur, weil man die Zusammenarbeit mit KollegInnen vermisst, die gemeinsamen Projekte sich anders anfühlen, wenn man allein zu Hause sitzt. Auch, weil unser gesamtes soziales Leben, Beziehungen, Freundschaften, spontane Treffen verändert sind. Weil sich die Gesellschaft insgesamt verändern musste.

Zum Dauerzustand wird das hoffentlich nicht. Das eigene Seelenwohl braucht persönliche Interaktion, die Unternehmen brauchen die Dynamik und Schaffenskraft der Gruppe, die Wirtschaft braucht wieder Leben und Stimmung. Nach den vielen Wochen des Homeoffice lautet die Erkenntnis: zwei, vielleicht drei Tage die Woche ist Zuhausesein ein praktisches Konzept. Aber zwei, besser drei Tage die Woche braucht man die Menschen um sich. Um Größeres zu schaffen. Und um gemeinsam zu lachen.

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