Iran vs. USA: Gekaufte Fans und Jubelrufe für den Gegner
Schon im Vorfeld zum Spiel zwischen Iran und den USA wurde bekannt, was vielen Iranern in Kenntnis der Mullah-Repressionen klar war: Der Nachrichtensender CNN veröffentlichte einen Bericht, wonach den iranischen Nationalspielern gedroht wurde, ihre Familien zu verhaften und zu foltern, sollten sie nicht die Hymne der Islamischen Republik mitsingen. Und so sangen sie im Gegensatz zum ersten WM-Spiel gegen England. Mit versteinerten Mienen.
Für das "Team Melli" (Melli heißt "National") wurde es damit ein Spiel um Leben und Tod - im wahrsten Sinne. Immerhin: Ihr ehemaliger Team-Kollege Voria Ghafouri, der wegen seiner regimekritischen Äußerungen im Vorfeld festgenommen worden war, kam Stunden vor dem Spiel gegen Kaution frei. Er soll sich tagelang geweigert haben zu unterschreiben, dass er sich nicht mehr politisch äußert.
Fans, die keinen Spieler kennen
Unterdessen tauchen immer mehr Belege für das Bemühen des Mullah-Regimes auf, gute Stimmung für sich zu machen. So wurden schon nach dem zweiten WM-Spiel (gegen Wales) unter den Iran-Fans im Stadion regimetreue Regierungsanhänger identifiziert. Kritischen Iranern mit T-Shirts mit der Aufschrift "Woman, Life, Freedom" wurde nicht einmal der Eintritt gewährt - einige, die es doch ins Stadion schafften, fielen mit Buh-Rufen während der Hymne auf.
Im Vorfeld des Spiels entdeckten iranische Diaspora-Medien zudem etliche - offenbar gekaufte - Iran-Fans, die ausgiebig mit Fan-Artikeln geschmückt waren: Sie sprachen weder Farsi (die iranische Landessprache), noch kannten sie einen einzigen Spieler. Auch die Frage danach, wie viel sie für ihr Ticket bezahlt haben, konnten sie nicht beantworten.
Als Iran das Spiel gegen Wales gewann, lancierte das Mullah-Regime Bilder von jubelnden Iranern. Im Staatsfernsehen sah man sogar Frauen ohne Kopftuch, die den Sieg des Team Melli feierten. Doch auch hier stellte sich heraus, dass offenbar regimetreue Anhänger und ihre Familien für diese Bilder zusammengetrommelt wurden, um dem Westen eine glückliche Scheinwelt zu verkaufen. Augenzeugen-Videos in den sozialen Medien zeigten die andere Wahrheit: Nach Feiern war nur den brutalen Sittenwächtern und den Mullahs zumute.
Iranisches Feuerwerk für US-Tor
Angesichts der angespannten Lage im Iran darf es also auch nicht wundern, dass das Tor der US-Amerikaner von vielen Iranern lautstark bejubelt wurde. Zahlreiche Videoaufnahmen zeigen Jubelrufe, die in iranischen Städten durch die Nacht hallen. Massen strömten hinaus, riefen „Hoch leben die USA“, feierten und tanzten auf den Straßen. In Saqqez, der Geburtsstadt von Jina Mahsa Amini, wurde das US-Tor sogar mit einem Feuerwerk gefeiert. Die Iraner, die um die unzähligen Toten und Verhafteten der vergangenen Wochen trauern, gönnen dem "Team Mullah", in das es von der Bevölkerung umbenannt wurde, kein Tor. Sie hoffen viel mehr darauf, bei der nächsten WM mit einem freien "Team Melli" antreten zu können.
Kommentare