Impfsorgen und Impfhoffnungen

Impfsorgen und Impfhoffnungen
Stecken jetzt Kinder ihre Eltern an? Wieso gibt es Unterschiede bei der Priorisierung? Trotz Problemen geht es jetzt aber mit dem Impfen rasch voran.
Ernst Mauritz

Ernst Mauritz

Alles ist noch nicht gelöst: Immer wieder melden sich KURIER-Leserinnen und -Leser, die aufzeigen, dass in einem Bundesland etwa 40-jährige Diabetes-Patienten bereits geimpft sind, in anderen aber streng nach absteigenden Altersjahrgängen vorgegangen wird. Ähnlich bei Menschen mit starkem Übergewicht (Adipositas). Und so sehr Eltern über die Schulöffnungen erleichtert sind – bei vielen ist auch die Sorge groß, sich in den letzten Wochen vor einem Impftermin bei ihren Kindern doch noch anzustecken. Österreichweite PCR-Gurgeltests für alle Schülerinnen und Schüler drei Mal die Woche sind in diesem Schuljahr nicht mehr zu erwarten. Die Antigen-Tests sind zwar unverzichtbar als „Brückentechnologie“, übersehen aber viele Infizierte.

Auf der anderen Seite häufen sich jetzt aber die positiven Impf-Nachrichten:

Diese Woche werden in Österreich doppelt so viele Impfdosen erwartet wie in der Vorwoche.

Bereits die erste Impfdosis von Biontech/Pfizer und auch von Astra Zeneca senkt das Risiko für eine Coronavirus-Infektion um 65 Prozent.

Die Behörden in den USA und in Europa gaben grünes Licht für die (Wieder-)Aufnahme der Impfungen mit dem Präparat von Johnson & Johnson.

Und die EMA hat am Freitag genaue Berechnungen zum Nutzen-Risiko-Verhältnis des Impfstoffs Vakzevria von Astra Zeneca vorgelegt: Auch bei den 20- bis 29-Jährigen werden 37 Spitalsaufenthalte aufgrund einer Corona-Infektion pro 100.000 Menschen verhindert. Das Thromboserisiko hingegen liegt bei 1,9 Fällen pro 100.000 Geimpften – ist also deutlich niedriger.

Gleichzeitig werden Meldungen zu Nebenwirkungen gewissenhaft geprüft – wie etwa jetzt jene von seltenen Herzmuskelentzündungen bei Männern in Israel. „Ich finde es beruhigend, dass jedem Verdacht einer Nebenwirkung sofort und transparent nachgegangen wird“, sagt der Mikrobiologe Michael Wagner. Aber so wie viele seiner Kollegen betont er in Kenntnis der Daten der vergangenen Monate: „Das Risiko von Covid-19 ist viel höher als das Risiko der extrem seltenen Nebenwirkungen. Jeder sollte sich impfen lassen.“

Und mittlerweile ist die Hoffnung berechtigt, dass dies doch in absehbarer Zeit für den Großteil der Bevölkerung möglich wird. Karl Zwiauer, langjähriger früherer Leiter der Kinderabteilung im Landesklinikum St. Pölten und Mitglied im Nationalen Impfgremium, sieht zwar auch „die Problematik, dass wir regional unterschiedliche Auslegungen der Impf-Priorisierungen und der Durchführung der Impfkampagne haben. Aber es ist nur eine Frage von einigen Wochen, bis alle Altersgruppen einen Termin bekommen können.“ Und dann könnte es ein ganz anderes Problem geben: für alle Impftermine auch Impfwillige zu finden.

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