Holocaust-Gedenken: Auch in Demut kann man erstarren

Holocaust-Gedenken: Auch in Demut kann man erstarren
Dass Österreich im KZ Auschwitz mit der neuen Länderausstellung seine Täterrolle eingesteht, war überfällig. Die Debatte aber muss heute dort geführt werden, wo sie wehtut
Konrad Kramar

Konrad Kramar

Ein SS-Verbrecher als Mitglied einer Bundesregierung; ein Bundespräsident, über dessen Schreibtisch einst Befehle zum Abtransport ins KZ gingen; ein NS-Arzt und Kindermörder als angesehener Mediziner und Wissenschafter: Selbst, wer aufgrund fortgeschrittenen Alters all das persönlich erlebt hat, tut sich heute schwer zu verstehen, dass es ein Österreich gab, in dem das möglich war. Die nun eröffnete neue Länderausstellung im Konzentrationslager Auschwitz liefert im Zentrum des nationalsozialistischen Massenmords ein längst überfälliges Eingeständnis. Dass Tausende Österreicher Vordenker, Täter und Handlanger des Holocaust waren, ist heute Grundverständnis dieser Republik. 30 Jahre nachdem der damalige Bundeskanzler Franz Vranitzky erstmals dem Mythos von Österreich als Opfer des Nationalsozialismus widersprach, ist die Anwesenheit der Spitzen der Republik in Auschwitz ein Staatsakt, den dieses Land gelassen abnickt.

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