Gewerkschafter als Unruhestifter

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Die Menschen haben infolge der Teuerung und der drohenden Energiekrise schon genug Sorgen. Überzogene Forderungen lindern sie nicht.
Robert Kleedorfer

Robert Kleedorfer

"Es gibt keinen Grund, sich bei den Löhnen und Gehältern zurückzuhalten." Damit begründen die Gewerkschaften ihre Forderung nach einer Anhebung in der Metallbranche um satte 10,6 Prozent. Die für die Verhandlungen relevante Inflationsrate liegt aber nur bei 6,3 Prozent. Abgesehen davon gibt es weitere, gewichtige Gründe, besser maßvollere Forderungen zu stellen.

Auch wenn das Wirtschaftswachstum im ersten Halbjahr noch gut war, so steht Europa nun vor einer Rezession. Hinzu kommen bisher ungekannte Unsicherheiten infolge der Russland-Sanktionen. Von Gas abhängige Betriebe könnten mangels Versorgung sogar ihre Produktion für unbestimmte Zeit einstellen müssen. Und die Folgen der hohen Rohstoffpreise betreffen ja die Unternehmen selbst auch. Sie können Preissteigerungen oft nicht 1:1 an ihre Kunden weitergeben, insbesondere, wenn sie mit ausländischen Billiganbietern in Konkurrenz treten müssen. Und tun sie es, gibt es sofort wieder Aufregung um die stark steigenden Preise. Die berüchtigte Lohn-Preis-Spirale lässt grüßen.

Wenn den Gewerkschaften etwas am Standort Österreich liegt, dann müssen sie in den Verhandlungen sofort einen Gang runterschalten. Für Betriebsversammlungen oder Streiks hätte in dieser schwierigen politischen und wirtschaftlichen Lage kaum jemand Verständnis. Die doch eher überschaubare Zahl von 30.000 Teilnehmern (bei 1,2 Millionen ÖGB-Mitgliedern) am Samstag bei den Kundgebungen im ganzen Land zeigt ja, dass die Menschen nicht noch weitere Unruhe haben wollen.

Und ebenso die Unternehmer. Schon jetzt droht infolge der möglichen Energieknappheit eine Pleitewelle und  die Abwanderung von Betrieben. Die Gewerkschaft sollte diese Tendenzen  im Sinne der Arbeitnehmer und ihrer Mitglieder nicht noch anheizen.

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