Das zeigte sich auch beim jahre-, wenn nicht jahrzehntelangen Streit, der dem Haus der Geschichte voranging. In den Herzen der zwei einst großen politischen Strömungen brennt die Historie noch lichterloh, man hat aus den 1920ern und 1930ern Rechnungen offen, die die Emotion zueinander bis heute bestimmen.
Das ist einerseits verständlich, man hat aufeinander geschossen, die Demokratie einge- und dann bei der erstbesten Tür wieder hinausgeführt. Andererseits verstellt das alte Gift zuweilen den Weg ins Heute und ins Morgen. Und der Nachkriegskonsens, aus dessen Geist heraus die Zweite Republik gegründet wurde, entschwindet zusehends. SPÖ und ÖVP ziehen sich – siehe die Diskussionen um Kurz und Babler und die Defensivhaltung gegen die FPÖ – in alte argumentative Schützengräben zurück. Umso eifersüchtiger wachte und wacht man über ein Museum, das genau in diese historischen Brennpunkte hineinlangt. Nicht umsonst gibt es in St. Pölten ein eigenes Haus der Geschichte.
Die Republik ist, zum Glück, weit mehr als die Befindlichkeiten ihrer politischen Parteien. Auch abseits dessen gibt es viel Reibung: Wir sind ein Lieber-doch-nicht-Einwanderungsland in der Ära der Migration, ein Autoland am Ende des Autozeitalters, eine Kulturnation jetzt, da die Auseinandersetzung mit Kultur immer mehr zum Orchideenstudium wird. Wir sind zugleich im Herzen und am Rande Europas und versuchen, daran vorbeizukommen, uns für die Zukunft zu positionieren.
Es ist ein Land, in dem viele den Holocaust gerne vergessen würden, und das jetzt gerade wieder debattiert und debattieren muss, wie präsent in den alten und den neuen Teilen der Bevölkerung die eigene Geschichte ist. All das könnte man fundiert miteinander ausverhandeln, genau dafür braucht es ein Haus der Geschichte ab 1848 (und nach Meinung vieler ein eigenes Holocaustmuseum).
Wie viel uns diese Auseinandersetzung finanziell wert ist, das bestimmt übrigens erst die nächste, die übernächste Regierung. Dem Wahltrend nach wird auch diese Schmerzenspunkte in der Geschichte haben, die ins Museum gehören.
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