Es gibt da ein passendes Zitat über die Korrektheit der Vorarlberger. Im Ländle sei 2 plus 2 genau 4, in Wien irgendwas zwischen 3,7 und 4,3. Auch im Umgang mit Geld wird unseren westlichsten Landsleuten ein besonders sorgsamer Umgang unterstellt. Dass bei den aktuellen Verhandlungen zum Finanzausgleich mit Magnus Brunner und Johannes Rauch zwei Vorarlberger auf der Seite des Bundes „ihrem“ Landeshauptmann Markus Wallner als einem der Chefverhandler auf der Länderseite gegenübersitzen, macht die Sache spannend. Und man würde gerne als Mäuschen diesen Verhandlungen beiwohnen.
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Noch spannender ist die dahinterliegende Frage: Gelingt den Ministern mit der Macht des Geldes auch der Anfang einer längst fälligen Strukturreform unseres föderalen Staates? Langjährige politische Kenner wissen ja, dass das Thema Verwaltungsreform seit mindestens 30 Jahren in Regierungsprogrammen steht, aber nie gelungen ist. Mit Josef Moser gab es in der Regierung Kurz-Strache sogar einen Reformminister, der als Rechnungshofpräsident viele gute Ideen hatte, aber in der Realität an den Beharrungskräften sämtlicher Institutionen scheiterte.
Brunner und Rauch drohen jetzt also mit der finanziellen Keule. Denn aufgrund der Steuerreform samt Abschaffung der Kalten Progression wird der Steuerkuchen inflationsbereinigt kleiner. Ändert man den Prozentsatz nicht, den die Länder vom Kuchen bekommen (aktuell 20 Prozent), geht den Ländern also Geld verloren. Gibt es keine Einigung, kommt auch keine Veränderung. Damit sitzen sie am längeren Ast.
Der Bund will nun dennoch in fünf Jahren 10 zusätzliche Milliarden an die Länder ausschütten, knüpft das aber an die Bedingung einer Reform des Gesundheitswesens. Das ist ein richtiger Ansatz, auch wenn es Landeshauptleute nicht gewohnt sind, dass man ihnen vorschreibt, wofür Geld zu verwenden ist. Und dass sie relativ offen und unverschämt damit erpresst werden. Interessant ist dabei, dass der Grüne Johannes Rauch den „Bad Cop“ spielt und der schwarze Finanzminister den besonnenen Teil der Verhandlungen mimt. Im Übrigen muss man auch den Gassenhauer, dass in den Ländern Geld verschwendet, Reformen blockiert werden und der Bund alles besser könne, entgegentreten. Natürlich wissen Entscheider in den Regionen, wo genau der Schuh drückt und wie man lokale Probleme löst. Dass sich Rauch mit der Forderung nach mehr niedergelassenen Ärzten selbst und der Sozialversicherung eine Vorgabe gibt, wirkt jedoch etwas ungelenk.
Eine große Gesundheitsreform, bei der auch Sozialversicherung und Ärztekammer am Tisch sitzen, kann nicht in den verbleibenden fünf Monaten des Jahres gestemmt werden. Auf Grundsätzliches könnte man sich aber einigen. Es wäre ein untypisch österreichischer Weg. Aber vielleicht braucht es dazu die Vorarlberger. Denn kommt es zu keiner Reform, heißt es für unsere Gesundheitsversorgung bald “Uf Wiederluaga“.
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