Brunner will die Kredithürden senken: Experten sehen das kritisch

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Die Banken, der Finanzminister und Mikl-Leitner wollen die Vergabe der Kredite wieder erleichtern. Ökonomen sind dagegen.

Seit vergangenem Sommer gelten strenge Regeln für die Kreditvergabe. Der Traum vom Eigenheim bleibt dadurch für viele ein unerfüllbarer Traum. Denn wer einen Immobilienkredit braucht, muss nun 20 Prozent des Kreditvolumens als Eigenkapital mitbringen. Außerdem darf die Rückzahlrate nur maximal 40 Prozent des eigenen Haushaltseinkommens von dem oder der Kreditnehmer oder Kreditnehmerin betragen. Und: Die Kreditlaufzeit darf 35 Jahre nicht überschreiten. 

Seitdem sind die Kredite in den Keller gerasselt. Die Banken machen Druck. Im April gab es dann eine erste Erleichterung für die Zwischenfinanzierung. Bis zu einem Wert von 80 Prozent kann die bestehende Immobilie, die man zu Erwerb einer neuen Immobilie verkauft, als Eigenkapital gerechnet werden - und zwar für zwei Jahre.

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Das sei zwar ein Anfang, reiche aber nicht, meinen Banken und bekommen nun politische Unterstützung aus Niederösterreich von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) und vom Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP). Und das, obwohl in dem entscheidenden Gremium, das die Verschärfung erlassen hat, Finanzmarktstabilitätsgremium FMSG, das Finanzministerium die Mehrheit hat. Ansonsten ist noch der Fiskalrat, die Nationalbank und die Finanzmarktaufsicht im Gremium vertreten. 

Im KURIER-Interview erklärt Brunner: "In dem entscheidenden FMSG sitzen unabhängige Experten und nicht weisungsgebundene Beamte. Ich kann da also keinen Druck ausüben. Aber mein Appell an die Experten ist, die strenge Verordnung weiter zu lockern. Im April ist da ein erster Schritt geglückt. Das hat geholfen, ist aber noch zu wenig. Ich hoffe daher auf weitere Lockerungen, um Kredite wieder leichter möglich zu machen."

Und was sagen Ökonomen dazu?

Hanno Lorenz, Ökonom beim wirtschaftsliberalen Think Tank Agenda Austria sieht eine Wieder-Erleichterung der Kreditvergabevoraussetzungen kritisch. "Die FMA hat die Richtlinie festgesetzt, weil der Wohnungsmarkt überhitzt war und um die Haushaltsbudgets der Kreditnehmer nicht weiter zu überfordern", sagt Lorenz. "Aber natürlich ist es durch die Kombination aus steigenden Zinsen und hohen Kredithürden sehr schwierig geworden, zu erwerben. Machen wir es aber wieder leichter, an Immobilienkredite zu kommen, hätten wir wieder Menschen, die sich die Kredite eigentlich nicht leisten können", sagt Lorenz.

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Der Annahme, dass die Erleichterung der Kredithürden, die Inflation weiter antreibe, widerspricht Lorenz. "Der Immobilienmarkt spielt im Warenkorb eine zu kleine Rolle". 

 

Etwas anders, aber ähnlich negativ, schätzt Oliver Picek vom sozialliberalen Momentum Institut eine Erleichterung ein. "Es würde einigen, wenigen Familien helfen, bei denen die strengen Kreditregelungen das Eigenheim verhindern. Aber sowohl von der Erleichterung der Kreditvoraussetzungen als auch die Senkung der Grunderwerbssteuer würden nur wenige profitieren. Der breiten Masse würde das nicht zur Immobilie verhelfen", sagt Picek.

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"Es wäre eine Symptombekämpfung, aber keine Bekämpfung des überhitzten Immobilienmarktes", so der Ökonom. Viel mehr würden die hohen Immo-Preise und die hohen Zinsen Immobilien unleistbar machen.

Um dagegen wirkungsvoll vorzugehen, müsste in Ballungsräumen aktiv Flächen für Gemeinde- und Genossenschaftsbauten reserviert werden. 

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