Was Frauen leisten, ist nichts wert
Und ewig grüßt die Lohnlücke: Frauen bekommen deutlich weniger Gehalt als Männer trotz gleichwertiger Leistung.
Selbst wenn man alle Unterschiede zwischen Männern und Frauen „wegrechnet“, also Teilzeit, Erfahrung, Ausbildung oder das unterschiedliche Lohnniveau in verschiedenen Branchen, bekommen Frauen auch heute noch weniger bezahlt als Männer.
Mehr als 12 Prozent beträgt der Anteil an Lohndiskriminierung für Frauen, die Vollzeit arbeiten gehen. Ein Lohn-Minus, das Frauen schlicht hinnehmen müssen, weil sie Frauen sind.
Ginge es nach der formalen Ausbildung, dann müssten Frauen bereits besser verdienen als Männer. Denn Frauen sind heute im Schnitt höher ausgebildet. Im EU-Vergleich zählt Österreich damit zu den Spitzenreitern bei geschlechtsspezifischen Lohnunterschieden. In kaum einem anderen Land in der EU bekommen Frauen um so viel weniger Lohn als ihre männlichen Kollegen.
Was Frauen leisten, ist deutlich weniger wert. Ein Beispiel: Ein Automechaniker verdient im ersten Berufsjahr brutto über 400 Euro mehr als eine Altenpflegerin in ihrem ersten Dienstjahr. Dabei ist kaum ein Job körperlich und mental so anstrengend wie ein Betreuungsberuf, etwa im Kindergarten oder in der Pflege. Die Nachfrage ist ebenfalls riesig: Die Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) schätzt den zusätzlichen Personalbedarf bis 2030 auf 76.000 Pfleger und Pflegerinnen.
Mit unterschiedlichen Anforderungen im Job oder fehlender Nachfrage lässt sich die Lohnentwertung in sogenannten Frauenberufen kaum erklären. Der Hinweis an Frauen, doch endlich verstärkt in jene Branchen zu wechseln, die traditionell männlich dominiert sind, geht ebenfalls ins Leere. Ganz abgesehen davon, dass wir Leute in der Pflege oder Kinderbetreuung händeringend suchen und dringend brauchen, schließt ein Wechsel der Branche die Lohnlücke für Frauen nicht. Knapp zwei Jahre nach Studienabschluss verdienen Frauen im Ingenieurwesen um 18 Prozent weniger als ihre Kollegen. In der Pädagogik hingegen nur 3 Prozent.
Ansehen des Berufs leidet
Dazu kommt ein weiterer Effekt. Wenn vermehrt Frauen in eine Branche drängen, dann sinkt im Schnitt der Lohn. Außerdem leidet auch das Ansehen des Berufs. Ein gutes Beispiel dafür ist der Beruf des Lehrers: Historisch eigentlich ein sehr angesehener Beruf. Heute machen den Job vor allem Frauen und die Wertschätzung für den Beruf ist im Keller. Sobald in einer Branche mehr als 60 Prozent Frauen arbeiten, setzt dieser Effekt der Lohnentwertung ein. Aber keine Sorge: nur für die Frauen! Der Effekt zeigt sich auch in die gegenteilige Richtung. Historisch kann man das gut nachzeichnen am Beruf der Programmiererin. Der Job war ursprünglich als Arbeit für Bürokräfte mit niedrigem Status gedacht. Bei lausiger Bezahlung. So wundert es kaum, wie banal die US-Programmiererin Grace Hopper, eine Wegbereiterin der Informatik, vor über 60 Jahren ihren Beruf beschrieben hat: „Programmieren ist wie Abendessen vorbereiten. Man muss vorausplanen und alles so terminisieren, dass es fertig ist, wenn man es braucht.“
Heute ist die IT weltweit eine sehr stark männlich dominierte Branche – mit entsprechend guten Gehältern. Ob die wohl alle finden, ihr Job ist so simpel wie Abendessen kochen?
Barbara Blaha ist eine österreichische Autorin, Gründerin des Politkongresses Momentum, Leiterin des Thinktanks Momentum Institut sowie Herausgeberin des dazu gehörigen Moment Magazins
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