Tiefe Gräben und zu wenig Energie für Lösungen

Tiefe Gräben und zu wenig Energie für Lösungen
Mit welchen Ideen die Impf-Verweigerer vielleicht doch noch gewonnen werden könnten

Die Spaltung der österreichischen Bevölkerung ist am Samstag sichtbar geworden, sie vergrößert sich aber schon länger. Armut nimmt neue Formen an, nicht mehr Arbeit gegen Kapital, sondern Inländer gegen Ausländer, überlastete Familien gegen Arbeitslose und Ältere, Zweithausbesitzer gegen Patchworkfamilien in Zimmerküche mit nur einem Computer für Homeoffice plus Homeschooling.

Die Pandemie konnte nicht bekämpft werden, weil Experten und der Politik in Österreich nicht geglaubt wird.

Impfungen wurden stärker verweigert als in den Ländern, in denen man der Regierung vertraut oder auch denen, wo man sie fürchtet. Und die Opposition hat ein Jahr lang unter dem Vorwand des Ibiza-Skandals – verursacht durch Strache und Gudenus – die türkise Regierungsmannschaft unter Korruptionsverdacht gestellt, und sie durch ein fünfstündiges Interview zu Aussagen gezwungen, die man als dann als falsche Zeugenaussage interpretieren konnte.

Nicht, dass Jungstar Kurz immer unschuldig war; eine Bezahlung von zweckdienlichen Umfragen durch den Steuerzahler wäre wirklich Korruption.

Es ist auch keine Rechtfertigung, dass die SPÖ sich immer vom Ifes-Institut und Karl Blecha alles bestätigen ließ; oder wenn ein späterer Kanzler durch seinen Berater Silberstein den aufstrebenden Jungstar beobachten ließ.

Abgelenkt von den täglichen Ibiza-News haben die Mitteparteien – dazu zählt Schwarz, Rot und Pink – vergessen, die Bevölkerung über Notwendigkeit und Vorteile der Impfung zu informieren.

Wie bei der Sterbehilfe

Die Zögernden wurden nicht überzeugt, bis der vierte Lockdown plus Impfzwang kommen muss und Wutbürger auf die Straße gehen.

Auch da gibt es eine Lösung, vielleicht ähnlich jener bei der Sterbehilfe. Jede und jeder Impfverweigerer kann zu einem Gespräch eingeladen werden, bei dem es im Nebenraum die Impfung gibt. Wenn es keine Zustimmung gibt, dann wird sie oder er über die Folgen informiert, von schwerer Erkrankung bis zur zwangsweisen Kontaktreduktion. Und dann wird ein neues Gespräch nach sechs Wochen vereinbart, mit einer Vertrauensperson der Geladenen und Statistiken über Geimpfte und nicht Geimpfte.

Dieser Prozess ist teurer und mühsamer als die Akzeptanz der Weigerung, aber nur aus kurzfristiger Sicht.

Dafür muss man Zeit haben und Energie, aber auch der Ibiza-Untersuchungsausschuss hat enorm viel Geld gekostet.

Er hat die Aufmerksamkeit von Regierung und vernünftiger Opposition verschlungen. Sodass die Straße den Coronaleugnern und ihren medizinischen Tipps überlassen wurde.

Mit der Folge von Kranken, wirtschaftlichen Verlusten und der Spaltung der Gesellschaft .

Österreich hat in der Vergangenheit große Probleme gelöst: Besatzung, EU-Beitritt, Ostöffnung; so wurden wir eines der reichsten Länder Europas mit innerem Frieden.

Alte und neue Parteien der Mitte sollen zusammen überzeugen – ob in einer Koalition oder nicht. Von den Ewiggestrigen, Corona- und Klimaleugnern können wir das nicht erwarten.

Karl Aiginger war  bis  2016 Chef des  Österreichischen Instituts für Wirt- schaftsforschung  und leitet nun die Querdenkerplattform Wien – Europa

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