„The Big Quit“ oder: Wie macht man Jobs wieder attraktiv?

„The Big Quit“ oder: Wie macht man Jobs wieder attraktiv?
Was es braucht, um talentiertes Personal anzulocken und zu halten

Die Ältesten aus der Generation Z – geboren zwischen 1997 und 2012 – sind nun 25 und gut ausgebildet. In den westlichen Industrieländern wuchsen diese jungen Erwachsenen durchwegs in Frieden und Wohlstand auf – und ihre Karriere scheint vorprogrammiert. Nun finden sie sich in der Pandemie und einer damit verbundenen Wirtschaftskrise wieder. Und dennoch nimmt diese Generation keineswegs jeden Job an, der sich bietet.

Sie kennen ihren Wert und wissen, dass der Weg nach oben erst beginnt. Wenn rechtzeitig die Weichen gestellt sind. Als junge Erwachsene verfügen sie noch über viel Entwicklungspotenzial. Daher ist Weiterbildung gefragt, das Tor zum Aufstieg, wenn nach der Krise der Wirtschaftsmotor erneut voll anläuft.

Viele Unternehmen sehen sich deshalb jetzt mit Jobinteressenten konfrontiert, die sich nicht mit einem Motivationsschreiben auseinandersetzen. Sie wollen verlockende Angebote erhalten und sich nicht den Kopf über Bewerbungen zerbrechen. „The Big Quit“ heißt die große Kündigungswelle von frustrierten Beschäftigten, die gerade aus den USA nach Europa überschwappt.

Und das mitten in den großen, durch die Pandemie verstärkten Personalmangel. Junge Top-Talente haben nun gute Karten, sie werden händeringend gesucht. Den Job, der sie nicht zufriedenstellt, den lassen sie gerne sausen, der nächste wartet.

Und bei Fachkräften geben Betriebe zwischen 15.000 und 20.000 Euro für die Besetzung einer IT- oder Führungsposition aus. Eine attraktive Stelle glänzt für begabten Nachwuchs nämlich nicht nur durch gute Bezahlung. Flexible Arbeitszeiten, Homeoffice-Tage und die damit einhergehende technische Ausstattung sind Grundvoraussetzungen. Talente erwarten insbesondere auch Zugang zu modernen Fortbildungsangeboten wie digitale Akademien und MicroLearning, da diese mehr Kontrolle über den eigenen Wissenserwerb erlauben. So finden sie sich rascher im neuen Aufgabenbereich zurecht und können selbst entscheiden, wann sie digitale Lernangebote online nutzen oder eine Schulung vor Ort brauchen.

Human-Ressources-Abteilungen sollten lieber heute als morgen einen Teil des Geldes, das sie in die Personalsuche stecken, für gezieltes Onboarding und smarte Bildungswerkzeuge ausgeben. Sonst laufen die teuer angeworbenen Fachkräfte schneller wieder davon, als sie im Organigramm aufscheinen. Insgesamt lässt sich feststellen, dass nicht die Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber fehlt, sondern sich die Arbeitswelt per se grundlegend verändert hat. Das Unternehmen als Ausbildungsstätte und als Home-Base für die Karriere ist gefordert. Teammitglieder hinterfragen: „Was investiert ihr in meine Weiterbildung?“. Das war eigentlich immer schon eine sehr berechtigte Frage. Sie fand nur leider über viele Dekaden hindurch viel zu wenig Beachtung. Doch das können sich Firmen angesichts des „Big Quit“ nicht mehr leisten.

Gregor Cholewa ist Experte für digitales Lernen und CEO von KnowledgeFox, Weltmarktführer für Trainings- und Lern-Lösungen für Onboarding & Vertrieb.

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