Pfand auf PET-Flaschen: Konsument muss im Mittelpunkt stehen!

Pfand auf PET-Flaschen: Konsument muss im Mittelpunkt stehen!
Wir müssen ein Sammelsystem bekommen, das zum Recycling motiviert.

Kürzlich hat Greenpeace mit einer neuen Berechnung für Aufsehen gesorgt: 200.000 von 300.000 Tonnen Kunststoffabfälle werden jährlich in Österreich nicht recycelt. Seit Einführung der Kunststoffsteuer 2021 hat das die Steuerzahler mehr als 220 Mio. Euro gekostet. Jede vierte Kunststoffverpackung kommt nicht zum Recycling und auch bei den Kunststoffflaschen hinken die Österreicher hinterher: Statt derzeit 70 Prozent müssen bis 2029 laut vorgegebener Quote 90 Prozent erreicht werden. Spät, aber doch bekommt Österreich 2025 ein Einweg-Pfandsystem, das die Sammel- und Recyclingquoten von PET-Flaschen und Aludosen beträchtlich steigern soll. Damit ein künftiges Sammelsystem möglichst viele Wertstoffe zurück in den Kreislauf bringen kann, muss es flexibel sein und die Vorteile der Digitalisierung nutzen. Diese sind in den meisten Bereichen unseres Alltags nicht mehr wegzudenken: Instant Messaging, Videotelefonie, Bezahlung per App, Streaming – alles wird für Konsumenten immer einfacher, bequemer, selbstverständlicher. Bei bewährten Pfandsystemen wie in Skandinavien oder auch Deutschland kann man derzeit PET-Flaschen und Aludosen bei Pfandautomaten und im Handel zurückgeben. Mit ihrem Pfandsystem erzielen die Deutschen bereits hohe Sammelquoten von bis zu 98 Prozent. Österreich hat nun die Möglichkeit, das für 2025 beschlossene Einweg-Pfandsystem, das die Sammel- und Recyclingquoten von PET-Flaschen und Aludosen beträchtlich steigern soll, auf solchen Erfolgsbeispielen aufzubauen und es sogar noch innovativer und moderner zu gestalten. Es kommt auf jeden einzelnen Prozentpunkt bei der Sammlung an, der umgerechnet rund 24 Mio. wiederverwertbare Verpackungen im Jahr bedeutet. Das österreichische Pfandmodell soll in erster Linie moderne Pfandautomaten mit digitalen Elementen – wie z. B. Hand-Scanner für kleine Händler und Altstoffsammelzentren oder mobile App-Lösungen – kombinieren. Die Ausweitung von Rückgabepunkten außerhalb des Handels – etwa auf Bahnhöfen und im öffentlichen Raum – ermöglicht zudem eine Rückgabe rund um die Uhr. All das bringt Konsumenten Flexibilität und steigert damit die Sammelquote. Um dabei die höchstmögliche Qualität an Sekundärrohstoffen zu erreichen, muss die Sammlung von Leergut aber sortenrein erfolgen. Demnach sollen der Gelbe Sack und die Gelbe Tonne künftig nicht Teil des Pfandsystems werden, sondern v. a. für die Sammlung restlicher Kunststoffverpackungen wie Shampoo- oder Waschmittelflaschen dienen. Und nicht zuletzt: Ein modernes Sammelsystem soll auch fair sein – nicht nur für Konsumenten, sondern auch für heimische Getränke- und Verpackungshersteller. Durch fairen Zugriff zu gesammelten Wertstoffen und deren Verkauf kann sich ein durchdachtes Sammelsystem selbst finanzieren und verursacht keine Mehrkosten für Endverbraucher. Nutzen wir also die kommenden zweieinhalb Jahre, um ein Pfandsystem umzusetzen, von dem alle Akteure profitieren können!

Stefan Siegl ist Head of Digital Innovation beim Kreislaufspezialisten RecycleMe GmbH

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