"Mörtel" Richard Lugner ist nicht ersetzbar

Hatte auch als Hausherr des Opernballs persönlich mit Richard Lugner zu tun: Staatsoperndirektor a. D. Ioan Holender
Nicht nur die „Seitenblicke“ werden Richard Lugner vermissen. Ein Gastkommentar von Ioan Holender.

Es gibt niemanden in Wien und nicht nur hier, der noch zu Lebzeiten ein Geschäftsmonument mit seinem eigenen Namen besitzt. Im Falle Richard Lugners ist es die „Lugner City“.

Der gewiefte Baumeister und Kaufmann benutzte sein durchaus bizarres Privatleben zusammen mit seiner eigenen von vielen als lächerlich empfundenen Erscheinung und seinen volkstümlichen Ausdrücken, um seinen Bekanntheitsgrad zu steigern.

Richard Lugner war bei allen Premieren der Wiener Staatsoper und des Burgtheaters, ja sogar in der Volksoper – bei Richard Wagner fünfstündigen „Meistersingern“. Er zeigte sich als ein interessierter Zuhörer und kaufte sich die Karten für sich und seine wechselnden bizarren Begleitungen selber.

Lugners Erscheinen beim Opernball in der Wiener Staatsoper wurde von mehr Kameras verfolgt als jenes des Bundespräsidenten, für dessen Posten er sich übrigens mehrmals – und ein Mal sogar durchaus achtbar – beworben hatte.

Als meine letzte für den Opernball beauftragte Dame Herrn Lugner keine Loge mehr verkaufen wollte, intervenierte ich gegenteilig, was zu einer der heftigsten Auseinandersetzungen mit meiner Opernball-Lady führte. Lugner bekam seine bezahlte Loge und blühte auf, wenn auch leidend mit seiner damaligen Gästin.

"Mörtel" Richard Lugner ist nicht ersetzbar

Opernball 2011: Die aus der „Bunga Bunga“-Affäre bekannte Karima „Ruby“ el-Mahroug sorgte für einen Skandal. Opernball-Organisatorin Desirée Treichl-Stürgkh wollte Lugner daraufhin ein Logenverbot für 2012 erteilen
 

Der an Ereignissen sowieso ärmliche Opernball wird den Herrn Kommerzialrat Lugner in seiner Loge zusammen mit seinen Gästinnen genauso vermissen wie die „Seitenblicke“ ihren permanenten Gast. Auch die Privat-Fernsehsender samt ihrer eigenen Lugner-Sendungen werden ihn als Reality-Star vermissen.

Der vife und gescheite Kaufmann benutzte alle und alles stets für sein Unternehmen als Werbung – ohne dafür bezahlen zu müssen.

Nicht nur die prachtvolle Lugner City zwischen Gablenzgasse und Gürtel wird ewig an Richard „Mörtel“ Lugner erinnern. Auch seine skurrile Erscheinung und seine Omnipräsenz werden uns in dieser grauen und an Persönlichkeiten ärmeren Gesellschaft fehlen, und zwar ersatzlos.

Ioan Holender war von 1992 bis 2010 Direktor der Wiener Staatsoper und gestaltete bis zuletzt eine Kultursendung auf ServusTV

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