Richard Lugner: Das Vermögen des verstorbenen Baumeisters
Der frühere Baulöwe Richard „Mörtel“ Lugner war einer der bekanntesten Unternehmer des Landes und die wichtigste Werbefigur für sein Einkaufszentrum Lugner City („Gemma Lugner“). Wie er zu seinem Vermögen kam - und was jetzt damit passiert:
Lugner hat seine Baumeisterkonzession 1962 mit 29 Jahren erhalten und gleich darauf sein eigenes Unternehmen gegründet.
Während sich zur Zeit des Baubooms der 1960er Jahre die anderen Baufirmen um Großaufträge bemühten, spezialisierte sich der junge Lugner auf kleine Baustellen wie die Renovierung von Altbauten und die Errichtung von Tankstellen.
Bau der Wiener Moschee
Großes Aufsehen brachte ihm der Bau der ersten Wiener Moschee in Floridsdorf, dessen Auftrag Lugner vom damaligen saudischen König Faisal ibn al-Aziz 1975 erteilt bekam.
Ab 1990 zog sich der Baumeister „Mörtel“ allmählich aus seinem Bauunternehmen zurück und übergab die Geschäftsführung an seine Söhne.
Im selben Jahr eröffnete er die Lugner City im 15. Wiener Gemeindebezirk, als damals siebtgrößtes Einkaufszentrum Österreichs. In den Jahren darauf wurde das Shoppingcenter mehrmals ausgebaut: Heute beinhaltet es 74 Shops und ein Kino mit elf Sälen.
Die Lugner Immo GmbH und die Lugner City GmbH gehören jeweils zu 90 Prozent der Lugner-Söhne-Stiftung, die von Lugners Kindern geführt wird. Vor seinem Tod war „Mörtel“ selbst noch zu zehn Prozent an den Unternehmen beteiligt.
40 Millionen Euro Schulden
Im Februar dieses Jahres wurde medial bekannt, dass Lugner und seine Unternehmen fast 40 Millionen Euro Schulden hatten. Schon im Jahr 2003 soll ihm wegen mehrerer Millionen Euro an Rückständen die Insolvenz gedroht haben.
Die aktuellen Schulden entstanden, weil Lugner sein Kaufhaus vor etwa 20 Jahren verkauft hatte, um es zurückzuleasen. Später kaufte er das Leasingunternehmen - um die Grunderwerbssteuer einzusparen, wie er damals im Gespräch mit dem KURIER sagte.
Insgesamt soll Lugner ein Vermögen von 80 Millionen Euro besessen haben und dieses Medienberichten zufolge zu Lebzeiten teilweise an seine Kinder überschrieben haben. Er hätte außerdem bis zum Ende versucht, die Schulden zu reduzieren, um seine späteren Erben zu entlasten.
Sonntagsöffnung im Handel
Als Einkaufsenter-Betreiber setzte sich Lugner zeitlebens für längere Öffnungszeiten im stationären Handel und die Sonntagsöffnung ein. So wollte er es mit der Konkurrenz im Onlinehandel aufnehmen.
Sein Engagement brachte ihm den Respekt der Branchenvertreter ein.
Rainer Trefelik, Obmann der Bundessparte Handel in der WKÖ, etwa zeigt sich betroffen von Lugners Ableben. Er nennt den verstorbenen Baumeister „einen authentischen Unternehmer, der stets ein leidenschaftlicher Kämpfer für den stationären Handel war“. Lugner habe „zu jeder Tages- und Nachtzeit Ideen eingebracht, die die Branche bereichert haben“, so Trefelik.
Auch Handelsverbands-Präsident Stephan Mayer-Heinisch würdigt Lugners Verdienste: „Richard Lugner hat mit seiner visionären Kraft und seinem Mut neue Maßstäbe gesetzt und viele inspiriert - als Händler und als Shoppingcenterbetreiber im Herzen der Stadt Wien.“
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