Mit dem Atomzeitalter wird es nichts mehr

Mit dem Atomzeitalter wird es nichts mehr
Auch Kernfusion kann daran nichts mehr ändern

In den 1950er-Jahren propagierte US Präsident Eisenhower „Atome für den Frieden“. Erwartungen gingen in die Richtung eines neuen „Atomzeitalters“ für die Menschheit. Die hochfliegenden Erwartungen erfüllten sich nicht. Nuklearenergie als Primärenergieträger löste das Erdöl nicht ab. Die Zahl der weltweit in Betrieb befindlichen (nun großteils überalterten) Kernreaktoren stieg gerade mal auf 440 an. Damit wurde ein Anteil von 10 % an der weltweiten Stromerzeugung aber auf die Gesamtenergie bezogen von lediglich 2 % erreicht – ernüchternde Werte. Zyklenhaft sorgten schwere Unfälle für Dämpfer, mit zeitlichem Abstand folgten neue Verharmlosung der Gefahren und „Renaissance-Rhetorik“. Die Atomwirtschaft blieb hochsubventioniert, der EURATOM-Vertrag Grundlage der EU. Die Stagnation war auch technischer Art. Der Großteil des weltweiten Kernkraftwerksparks basiert auf dem Druckwasserreaktor (ursprünglich für U-Boote entworfen). Revolutionär neue Designs wurden schon früh konzipiert, endeten aber regelmäßig ebenso in technischen und finanziellen Desastern.

Nun kämpfen die Energiewendeverlierer ums Überleben. Via Aufnahme in die EU-Taxonomieverordung sollen Milliarden in ihr Fass ohne Boden fließen. Dabei ist Kernspaltungsenergie weder nachhaltig noch klimaneutral, sind die Uran-Vorräte begrenzt, ist die Brennstoffgewinnung zunehmend energie- und CO2- intensiv. Aber es geht nicht um Sachverhalte, sondern um Interessen. Der Kampf wogt akut. Im KURIER (6. Jänner hat sich Werner Gruber in saloppem Stil des Kernenergiethemas angenommen und dann gleich noch seinen Glauben an eine aktuell gar nicht gegenständliche Technologie, die Kernfusion, hinterdrein geschoben. Deren Mythos stellt an Heilsversprechen die Kernspaltungstechnologie noch weit in den Schatten. Nüchtern betrachtet existieren Forschungseinrichtungen, aber kein Kernfusionskraftwerk und daher kann diese Technologie nicht zur Lösung der anstehenden Probleme beitragen.

Einen Serienproduktionsstart für 2040 anzunehmen, ist nach Jahrzehnten des Forschungsfiaskos mehr als kühn. Dann noch zu behaupten, dass alle technischen Probleme bereits gelöst wären, ist ebenso schlichtweg falsch, wie es nicht zutrifft, dass jemals mehr Energie herausgeholt worden wäre als hineingesteckt. Während auf der Sonne ein sogenannter Proton-Proton-Zyklus läuft, strebt die irdische Forschung entgegen der „Sonnenfeuer auf die Erde“ -Rhetorik bei höheren Temperaturen und ohne hohe Eigengravitation eine Fusion von schwerem (D) mit überschwerem Wasserstoff (T) an. Dieses T(ritium) ist nicht vorhanden, sondern soll in Fusionsreaktoren (aus knappem Lithium) „erbrütet“ werden. Die Anlagen sind noch nicht erprobt – die „unerschöpfliche Energiequelle“ leidet unter akutem Brennstoffmangel.

Wolfgang Rehm ist Energiesprecher der Umweltorganisation VIRUS. Er war langjährig am Institut für Risikoforschung der Universität Wien tätig.

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